BVG-Streik tötet 14jähriges Mädchen

 18. März 2008 •  Ekkart •  Auto, Fahrrad, Journalisten, Medien, Verkehr •  ToDo

So lautet die unglaubliche Schlagzeile der Bild Berlin heute. Sie bezieht sich auf einen Unfall, der in der polizeilichen Pressemitteilung so dargestellt wird:

Eine 14-jährige Radfahrerin ist heute in Tempelhof vom Anhänger eines LKW erfasst und tödlich verletzt worden. Nach den bisherigen Erkenntnissen befuhr die Jugendliche mit ihrem Fahrrad gegen 13 Uhr 10 den Tempelhofer Damm in Richtung Mariendorf. Aus bisher noch ungeklärter Ursache geriet sie kurz hinter der Kreuzung Ecke Alt-Tempelhof unter den Anhänger eines 38-jährigen LKW-Fahrers. Die Wiederbelebungsversuche eines alarmierten Notarztes blieben ohne Erfolg. Das Mädchen ist die 13. Verkehrsunfalltote in diesem Jahr in Berlin. Der Anhänger des LKW wurde zwecks Klärung des Unfallherganges sichergestellt.

In Bild (der Online-Artikel) liest sich das Ganze (in Auszügen) so:

[…] Sandra geriet auf dem Heimweg von der Georg-von-Giesche-Oberschule in Schöneberg unter einen Laster. Es war der siebte Tag des BVG-Streiks. Vielleicht könnte das zierliche, brünette Mädchen noch leben, wenn es die acht Kilometer nach Hause nicht mit dem Rad hätte fahren müssen.

In BILD klagt die Mutter jetzt an: „Sandra ist sonst immer mit Bus und U-Bahn unterwegs. Sie wäre nicht mit dem Fahrrad gefahren, wenn die BVG nicht gestreikt hätte.“

[…]

Wie der Unfall genau passierte, ist bis heute nicht klar. Am Steuer des Lasters saß ein 38-Jähriger. Ein Polizeisprecher gestern zu BILD: „Der Fahrer steht unter Schock, konnte noch nicht befragt werden.“

Dort, wo Sandra starb, endet der Radweg plötzlich im Nichts. Direkt an der Kreuzung werden Radfahrer nach links auf den viel befahrenen und gefährlichen Tempelhofer Damm gezwungen. Auch Sandra.

Ihre Mutter wünscht sich: „Da muss endlich ein Radweg hin, ehe noch jemand stirbt. Vielleicht wäre der Tod von Sandra dann nicht so sinnlos.“

[…]

Es ist unfassbar. Man ist von Bild ja einiges gewohnt, aber das finde ich so was von zum Kotzen. Der Mutter kann man sicher keinen Vorwurf machen, ihr Kind ist gerade gestorben. Genau zu dieser Zeit haben Journalisten eine besondere Verantwortung. Jetzt aber die BVG für einen Unfall verantwortlich zu machen, indirekt sogar Verdi, der durch schlechte Verkehrsplanung, den LKW-Fahrer oder das Kind, man weiß es nicht, verursacht wurde, ist meiner Meinung nach schon verhetzend, verleumdend.

Im Bildblog wird die Angelegenheit auf meinen Hinweis hin auch behandelt.

Ich könnte jetzt sagen, die sollen sich schämen. Aber wer bei Bild arbeitet, schämt sich nicht. Traurig.

Ich hatte mich eigentlich darauf gefreut, auch mal einen Eintrag für das Bildblog zu liefern. Bei dieser Geschichte vergeht mir das.