Kritik: Exhuma (2024)

 3. Februar 2025 •  Ekkart •  Kritik •  Kino, Kritik •  IMDB •  9
 angesehen am 28. Januar 2025
 Fazit: Eine interessante Sicht auf ein oft erzähltes Genre, ein Film, der sehr viel richtig macht und viel Stimmung erzeugt.

Exhuma – ein interessanter Film aus Südkorea.

Im Prinzip eine Geistergeschichte, die sehr gut erzählt wird, typische Klischees aufgreift aber so abwandelt, dass sie frisch erzählt wirken.

Es wird Spoiler geben 😄

Wir beginnen mit Lee Hwa-rim, einer Schamanin, die gerufen wird, weil ein Neugeborenes nicht aufhört zu schreien. Sie und ihr Begleiter Yoon Bong-gil besuchen das Kind, beten für es und erklären dann, dass es vom Großvater heimgesucht wird.

Was bedeutet das für die Familie? Das wird viel, viel Geld kosten.

All das wird direkt so unverblümt erzählt und, unter uns, das wirkt nach großem Schwindel. Allerdings wird das Geld offen angesprochen und die Familie ist bereit, zu zahlen.

Schnitt zum Bestatter Kim Sang-deok und seinem Gehilfen/Kumpel, die ein Grab ausheben, um zu sehen, warum Oma keine Ruhe findet. Stellt sich heraus, dass ihr Gebiss fehlt, das der Enkel als Erinnerung behalten hat. Das ist wirklich komisch, gleichzeitig aber auch sehr ernst erzählt, ein Spagat, den der Film die ganze Zeit sehr gut durchhält.

Lee Hwa-rim wird mit Kim Sang-deok zusammenarbeiten, um das Grab des Großvaters zu besuchen und die Familie von ihm zu befreien. Grab wird gefunden, sehr schaurig gelegen, da stimmt was nicht. Füchse sind anwesend.

Kim Sang-deok lehnt rundheraus ab und muss überzeugt werden, die Schamanin wird ihn beschützen.

Das führt zur Exhumierung in Anwesenheit von fünf im Jahr des Schweins geborenen Totengräbern und fünf Schweinekadavern, in die der Zorn abgeleitet werden soll. Ein sehr seltsames Ritual später sind wir auf dem Weg zur Verbrennung des Sarges, als es zu regnen beginnt. Bei Regen einäschern ist nicht, damit der Geist Ruhe findet.

Also Zwischenstopp bis morgen, damit ordentlich eingeäschert werden kann.

Hier passiert, was passieren muss, der Sarg wird geöffnet, der Großvater entweicht und beginnt, seine Familie umzubringen. Er war offensichtlich ein Kollaborateur mit den Japanern, als diese in Korea gewütet hatten. Und Nazi. Er kann gerade so gestoppt werden, bevor das Baby an der Reihe ist.

Die erste Hälfte(!) des Films ist vorbei.

Denn da war noch ein Sarg. Der senkrecht vergraben war. Mit Stacheldraht umwickelt. Die Füchse fliehen. Endgegner.

Für den wir uns eine Stunde Zeit nehmen, das ist er auch wert. Da wird getötet, nach Süßfisch gefragt, als Feuerball geflogen, schamaniert, ein Hahn fast getötet, im Nebel gezaubert, das volle Programm. Das Ganze recht blutig, denn der Gegner ist durchaus zur Grausamkeit fähig.

Am Ende ein Happy-End, das sich der Film verdient hat, allerdings sind Leute gestorben und verletzt worden.

Der Film besticht dadurch, dass er seine Geschichte sehr ernst nimmt. Diese allerdings mit Humor erzählt, ohne zur Klamotte zu werden. Das ist beeindruckend zu sehen, sowohl in den Haupt- als auch Nebenfiguren.

Unser Bestatter z.B. hat eine Tochter, die in Deutschland heiraten wird, eine nette Nebengeschichte. Sein Freund und Kollege ist oft am lamentieren und sieht vieles kritisch, ist dann aber trotz aller Bedenken fest dabei, wenn es zur Sache geht. Die Schamanenmeisterin von Lee ist komplett geerdet, holt aber ein entsprechendes Ritual heraus, wenn es nötig ist.

Letztes Beispiel: zum Endkampf wollen sich die drei mit buddhistischen(?) Symbolen schützen, die schon bei Yoon Bong-gil geholfen haben. Der Polizist, der sie in einer Straßensperre anhält ist sichtlich verwirrt und das wird so normal und ernst erzählt, dass es einfach sehr, sehr lustig ist.

Der Film geht auch weit genug in die Seltsamkeit, dass klar ist, dass ein Märchen erzählt wird. Der Realitätsanspruch ist nicht so unangenehm wie z.B. bei The Conjuring, das immer auf Krampf als “real” dargestellt wird.

Die Schauspieler:innen sind gut bis sehr gut. Filmisch ist ebenfalls alles sehr gut, gerade die Stimmung einer Szene wird sehr gut eingefangen, insbesondere bei dem unheimlichen Grab. Lauflänge stimmt auch, es kommt keine Langeweile auf. Humor und Ernst, wie oben beschrieben, passen auf eine sehr angenehme Weise.

Ebenfalls lobend hervorzuheben: die Geschichte hatte genug Spannung, da konnte auf zusätzliche Verwicklungen, persönliche Probleme, Liebesgeschichten etc. verzichtet werden.


 Fazit: Eine interessante Sicht auf ein oft erzähltes Genre, ein Film, der sehr viel richtig macht und viel Stimmung erzeugt.