Herr Sarrazin und die Energie

 2. August 2008 •  Ekkart •  Politik •  ToDo

Nachdem der von mir geschätzte Andreas in seinem Beitrag über die Vorschläge von Herrn Sarrazin bezüglich des Energieverbrauchs Zustimmung äußerte, muss ich natürlich widersprechen. Kann aber nicht kommentieren, ohne irgendwo angemeldet zu sein, daher hier.

Herr Sarrazin regt sich drüber auf, dass einige Leute im Winter mehr als 16°C in ihrer Wohnung haben wollen. Hatte er früher auch nicht, sollen sie sich halt Pullover kaufen. Solche Vorschläge kommen sonst von extra3 oder der Titanic.

greifen wir den Gedanken auf und machen einmal weiter: ich esse kein Frühstück. Also braucht niemand Frühstück. Ich trinke kein Bier: kann abgeschafft werden. Früher hatten wir nur Kopfsteinpflaster: keine Straßenreparaturen mehr. Im Auto sehe ich nichts, also müssen Fahrräder auch mal auf die Vorfahrt verzichten.

Na ja, das ist nicht so witzig wie erwartet. Also anders:

Da sind letztes Jahr die Energiepreise von staatlicher Seite freigegeben worden und wider Erwarten und zum großen Erstaunen aller Politiker haben die Konzerne daraufhin die Preise erhöht. Dauernd, Ständig. Statt etwas dagegen zu tun, wird der Zustand, dass die Energiepreise sich den Mieten angleichen als normal abgetan, etwas, an dem sich nichts ändern lässt. Wer sich das jetzt nicht mehr leisten kann, und die Betonung liegt auf kann, der wird jetzt verhöhnt, dass er sich ja wärmer anziehen kann. Und wer nichts mehr zu essen hat, kann sich ja Brennesselsuppe kochen, die wachsen ja am Wegesrand.

Das ist schon ein starkes Stück: keine soziale Verantwortung mehr zu zeigen, polemisch alle Hilfsbedürftigen als Verschwender und Nichtstuer zu bezeichnen und dann noch Beifall zu kriegen. Schwach, aber passend.

Übrigens: wer Sarrazins Ernährungsplan befolgt, hat nicht genügend Energie, um im Pullover bei 16 Grad leben zu können.

Und, Herr Sarrazin, dass die Kinder von Hartz IV-Empfängern zu dick sind, liegt daran, dass gutes Essen sehr teuer ist, das billige Essen aber ungesund und fett, z.B. alles, was aus Dosen kommt. Mehr können sich die Leute aber nicht leisten.