Kritik: GoldenEye

 12. April 2020 •  Ekkart •  Bond, brosnan, goldeneye, JamesBond, Kritik •  ToDo

GoldenEye (dt. James Bond 007 – Goldeneye) ist der siebzehnte James-Bond-Film (Metakritik zur Bond-Reihe).

Was hab ich mich auf den Film gefreut.

Erstens Pierce Brosnan als Bond, den ich (nach Connery) als Idealbesetzung der Figur betrachte (nächster in der Liste: Idris Elba). Leider etwas spät (mit 42) in die Serie gekommen, vorher gab es Probleme mit Remington Steele. Dennoch halte ich ihn für ausgezeichnet besetzt, gegen Ende allerdings zu alt (wie so viele seiner Vorgänger und leider mittlerweile auch Daniel Craig).

Zweitens Judi Dench als M, sie ist einfach eine sehr, sehr gute Schauspielerin.

Drittens mein erster Bond im Kino.

Viertens lag die goldene Ära der 80er-Action hinter uns und die 90er starteten bereits mit Filmen wie Terminator 2 oder Speed, zeigten also, wohin sich Action bewegen kann.

Fünftens hatten die Macher sechs Jahre Zeit nach dem letzten Bond, sich etwas Besonderes auszudenken.

Und was für eine Graupe wurde da serviert. Selbst ‘95, in meiner unreflektierten Alles-im-Kino-ist-toll-Zeit fand ich den Film schon nicht gut. Jetzt finde ich ihn richtig schlecht.

Dabei fängt der Film gut an.

Wir beginnen in einer Chemiefabrik, die 006 und 007 infiltrieren sollen, das geht schief und 006 wird hingerichtet. Bond kann entkommen.

Etliche Jahre später versucht Bond, Xenia Onatopp (Famke Janssen), die einen beeindruckenden Einstieg mit einer interessanten Sexszene hat, daran zu hindern, einen EMP-robusten Tiger-Hubschrauber zu stehlen. Er schafft das nicht, Onatopp und der Böse (Gottfried John) entkommen und stehlen mit Hilfe des Wunderhubschraubers das Bedienelement für das Satelliten-Waffensystem “GoldenEye”, das mit EMP arbeitet, aus dem Forschungszentrum in Sibirien, in dem unser Bondgirl Natalja mit einem so richtig nervigen Computertechniker zusammenarbeitet, dem wir den Tod zu Recht wünschen, leider dauert es bis dahin sehr lang. Die Spuren des Diebstahls werden durch einen EMP getilgt.

Das MI6 sieht bei dem Diebstahl per Satellit zu und sieht, dass die Frau entkommt. Die Russen kriegen das nicht mit. Also muss Bond die Frau finden und für seine und die Zwecke des MI6 nutzen.

Bis hier ok. Aber jetzt.

Bond reist nach St. Petersburg, wo er sich genau mit der maßgebenden Organisation Janus trifft, deren Anführer 006 ist, der sich am Empire rächen will, weil seine Eltern nach dem Zweiten Weltkrieg Stalin übergeben wurden. Natürlich ist auch Natalja genau hier in St. Petersburg gelandet, Bond wird betäubt und mit ihr in den geklauten Hubschrauber gesperrt, um dort zu sterben (direkt umbringen ist zu einfach). Die beiden können entkommen und werden von den Russen verhaftet und vom Verteidigungsminister verhört. Der Böse erschießt den Verteidigungsminister mit Bonds Waffe. Bond flieht ohne Natalja.

Ja, es wird undurchsichtiger und die Action ist schwächer geworden.

Der Böse flieht mit Natalja zu einem Raketentransportzug. Bond verfolgt beide mit einem Panzer quer durch St. Petersburg, wo er auf lustige Art mehrere Häuser abreißt, die Polizei foppt und dann den Raketenzug entgleisen lässt. Das Ganze dauert gefühlt eine halbe Stunde und ist so blöd, dass ich es kaum glauben konnte. Das sind Rückfälle in tiefste Moore-Humorzeiten.

Ab hier war der Film schon beim ersten Sehen für mich durch, ich war einfach so maßlos enttäuscht.

Irgendwie muss Bond im Rest des Films den Bösen töten, Xenia sehr würdelos töten, Kugeln durch Ducken oder Hinter-Metallgeländer-Verstecken ausweichen, eine Satellitenschüssel erklimmen und dort den eigentlichen Bösen, 006 töten. Das alles zieht sich, die Action dauert ewig, ist komplett unlogisch, albern und klischeehaft. Der Showdown in der Satellitenschüssel dauert wieder eine halbe Stunde ohne irgendwie fesselnd zu sein. Am Ende muss noch der Nerd dran glauben.

Der Film ist ein großes Ärgernis. Wir sind in den 90ern. All die Klischees und Action aus den 70ern wurde eigentlich schon abgelegt, hier feiert sie eine Renaissance.

Ist das schlecht. Ich war auch deswegen so enttäuscht, weil ich mir viel erwartet hatte. Alle Schauspieler machen ihre Sache gut, Brosnan ist Bond und alle müssen gegen ein so schlechtes Drehbuch und so eine miserable Inszenierung anspielen.

Wenn ich nur an die Panzerszene denke rege ich mich auf. Sprecht mich mal drauf an.

Leider wurden die Nachfolger nicht besser, im Gegenteil, das war Brosnans bester Bond.

Zum ersten Mal hatte ich den Eindruck, dass das Merchandising nur als Selbstzweck auftrat und nur in den Film integriert wurde, weil es da war. Kann aber auch sein, dass das vorher schon so war und mir hier erstmalig richtig auffiel.

Das Titellied ist sehr gut.

Der Bungeesprung am Staudamm ist beeindruckend.

Fazit: richtig schlechter Bond trotz guten Anfangs.