Kritik: heute-show

 15. Juni 2009 •  Ekkart •  Fernsehen, Kritik •  ToDo

Die heute-show ist der Versuch, ein Format wie The Daily Show with Jon Stewart auch im deutschen Fernsehen zu etablieren. Kurze Zusammenfassung für Nichtkenner der Daily Show: Satire über Fernsehen und Politik, in letzter Zeit mit starkem Fokus auf Politik. Dabei steht Jon Stewart im Vordergrund, der zwei Drittel der Show unterhält (gerne mit Einspielern und anderen Korrespondenten) und ein Drittel mit einem Gast redet. Sehr unterhaltsam, sehr gut, sehr liberal (übersetzt: links). Vor allem: Jon Stewart steht hinter seinen Themen, nimmt daran Anteil, engagiert sich.

Oliver Welke unternimmt nun den Versuch, das auf deutsche Verhältnisse zu übernehmen und anzupassen. Als Fan der Daily Show erhoffe ich diesen Schritt schon lange und stehe dem Versuch offen gegenüber. Und es zeigt sich, dass diese Hoffnung nicht unberechtigt ist. Insgesamt hat mir die Show sehr gut gefallen, es hakt noch überall, aber für eine erste Show fand ich es gelungen.

Im Detail: Oliver Welke als Moderator ist gelungen. Kann ich nicht anders sagen. Ich erlebe ihn immer zwiegespalten: im Fernsehen oft schwankend, im Radio überragend, kann er so eine Show stemmen. Es fehlt noch die Lockerheit und das Selbstverständnis, aber was ich sah, war ok. In einigen Passagen kam die Lockerheit und der Bezug zum Thema sogar richtig gut, in anderen, den vorbereiteten Gesprächen, eher weniger gut.

Die Einspieler waren gut bis schlecht, Martina Hill hat sehr hohes Potential, Christian Ehring fand ich blass, Dietrich Hollinderbäumer war gar nix, Olaf Schubert lala bis gut, Martin Sonneborn stark. Das ist alles ausbaufähig aber mit sehr guten Ansätzen.

Ein ganz großer Kritikpunkt bleibt: Kamera auf Oliver Welke oder den Reporter. Bitte, bitte (wirklich bitte): zeigt mir keine Zuschauer oder Studioaufnahmen. Das ist unnötig, überflüssig und lenkt ab. Ich weiß, das widerspricht allen “Gesetzen” der Kameraführung von Studioaufnahmen, ist aber ein großes Plus der Daily Show.

Zweiter großer Kritikpunkt: einmal im Monat ist zu wenig. So eine Show muss sich einspielen, man muss viel ausprobieren, viel testen, bis eine gute Show entsteht. Jon Stewart hat zwei Jahre dafür gebraucht bei vier Sendungen pro Woche. Noch einmal: einmal im Monat ist zu wenig. Die Politik gibt dafür genug her.

Sehr gut: kein Fernsehtrara, keine Witze über Gameshows etc. Nur Politik. Sehr schön.

Fazit: sehr gute Ansätze, muss noch curlen.

BTW: die Kontaktmöglichkeiten zur Show oder zum ZDF sind sehr mager. Es wird noch nicht einmal eine Mailadresse angeboten, nur ein Online-Formular. Junge, Junge.

Update [21.6.]: Rechtschreibfehler korrigiert