Kritik: It

 13. Juni 2020 •  Ekkart •  it, Kritik, StephenKing •  ToDo

It (dt. Es), die King-Verfilmung von 2017. Vorausgeschickt sei, dass ich das Buch gelesen hab (mehrfach, ist aber auch schon 20 Jahre her) und selten so ein grusliges Buch in der Hand hatte. Die Verfilmung mit Tim Curry und die Serie sind an mir vorbeigegangen.

Jetzt also der Film und die Erwartungen waren nach den sehr wohlwollenden Rezensionen sehr hoch.

Sie wurden nicht erfüllt.

Die Geschichte braucht nicht erzählt zu werden – lest das Buch! Der erste Teil konzentriert sich vollständig auf die Geschichte im Teenageralter, ohne zwischen den Zeitebenen zu springen wie das Buch. Das ist eine gute Idee und kommt dem Film zu Gute. Außerdem spielt die Teenagergeschichte Ende der 80er, nicht Ende der 50er wie im Buch. Auch das ist ok.

Die Schauspieler:innen sind durch die Bank sehr gut besetzt und spielen sehr gut.

Was ist das Problem?

Es gibt mehrere. Zunächst fängt der Film sehr behäbig an und das schließt sogar den Tod von Georgie ein. Und der ist im Buch ein unvergesslicher Anfang. Der Film schlägt zu viele Volten, um dann zum Gulli zu kommen. Vorher tut der Film, als ob im Keller Gefahr lauern würde. Das ist billig, denn die meisten Leute werden das Buch schon gelesen haben.

Insgesamt sind die meisten Gruselszenen in der ersten Hälfte des Films nicht verdient, sondern leben von bedrohlicher Musik und Jump-Cuts. Das wird in der zweiten FIlmhälfte zum Glück besser.

Dann ist Pennywise zu bedrohlich und zu ungruslig zugleich. Er schafft es nicht, auch ein liebenswürdiger Clown zu sein, der dann umschaltet. Es ist völlig unklar, warum Georgie so einem Creep seine Hand hinstreckt.

Damit sind mit Pennywise und dem Grusel zwei Elemente schon mal nur halb gelungen. Wie gesagt, das wird in der zweiten Filmhälfte besser, auch die Auftritte des Clowns, aber sie bleiben leider sehr oberflächlich, hier wäre mehr mehr gewesen. Soll nicht heißen, dass die (sehr kurze) Kühlschrankszene und der (sehr kurze) Tanz nicht sehr gut gewesen sind.

Die Kinder sind, wie gesagt, sehr gut getroffen, werden leider aber bis auf Beverly nur sehr seicht vorgestellt. Insbesondere Bill als Hauptfigur ist in seinem Handeln gegenüber den Freunden nur schwer nachzuvollziehen. Die anderen Figuren werden vorgestellt und bleiben leider sehr, sehr blass. Dazu die völlig unpassenden Kommentare von Richie, die im Buch durch die tiefe Charakterisierung toleriert werden können, sind hier nur noch Showwert. Die beste andere Figur ist noch Ben, dessen Liebe zu Bev sehr nett dargestellt wird.

Apropos Liebe: “die Jungs sind auf ein Mädchen scharf”-Geschichte ist extrem unpassend, vor allem im Alter der Kinder. Ich weiß, das Buch geht mit der Gangbang-Szene noch weiter, aber auch die war einfach nur falsch (und wird dankenswerterweise nicht im Film benötigt).

Insgesamt ist das Buch zu lang her, als dass ich jetzt sagen könnte, was noch verändert wurde, ist aber auch nicht wild, denn der Film muss für sich stehen. Und da ist er leider etwas zäh, flach und ungruslig geraten, insbesondere am Anfang.

Obwohl, einige Abweichungen sind sehr schade, so der Sieg über Pennywise über physische Stärke, nicht psychische wie im Buch. Bev’s Rolle wurde überwiegend zum Guten verändert, insbesondere die Beziehung zu ihrem Vater ist gelungen dargestellt. Umso unverständlicher, warum Beverly im Gegensatz zum Buch am Ende gerettet werden muss. Als ob sie nicht diejenige wäre, die sich wehren kann. Ach.

Noch zwei Sachen: wenn man sich einig ist, dass man sich im Gruselhaus nicht trennt und dass dort Illusionen warten, könnte man wenigstens versuchen, sich dran zu halten. Und ob Georgie jetzt mit der aufgesetzten Schafpistole von einem Teenager erschossen werden musste – hätte es nicht gebraucht.

Das soll jetzt nicht heißen, dass der Film schlecht ist, er ist ein solider Gruselfilm mit Kindern, die Erwartungen waren halt hoch.

Fazit: solider Gruselfilm mit Schwächen.