Kritik: Sucker Punch

 13. Mai 2011 •  Ekkart •  Kino, Kritik •  ToDo

Sucker Punch ist der dritte Film von Zack Snyder, den ich gesehen habe (nach Dawn of the Dead und 300), leider habe ich Watchmen noch nicht gesehen, das wird aber nachgeholt, da das zugrundeliegende Comic genial ist. Die Erwartungen lagen also durchaus hoch, was den Schauwert des Films angeht und im mittleren Bereich, was die Geschichte betrifft. Dazu trugen auch die zahlreichen Verrisse bei, die ich gelesen hatte.

Ich ging also mit durchaus gemischten Erwartungen in den Film, aber dass es dermaßen gut wird, hätte ich vielleicht erhofft aber nicht erwartet. Schon die Eingangsszene legt den Ton des Films fest: Optik, Optik, Optik. Und eine abgefahrene Geschichte. Komplett entgegen üblichen Seh- und Erzählgewohnheiten, mit vielen Anleihen an die Überdrehtheit asiatischer Filme.

Wir verfolgen Baby Doll (ja, das Frauenbild) und ihre Freundinnen auf ihrem Weg in die psychiatrische Anstalt, ein Bordell, ein asiatisches Land, eine Nazizeit, eine Drachenburg, eine Bombenentschärfung im Hochgeschwindigkeitszug, … Man kann es schwer erklären, weil die Geschichte nicht wichtig ist, jedenfalls nicht im klassischen Sinn. Es geht eher um den Weg, die Begleitung der Freundinnen, die einzelnen Szenen, die sie durchlaufen müssen. Und dort dreht Snyder auf: unglaubliche Actionszenen mit einer Vielfalt und einem Einfallsreichtum, die ihresgleichen suchen. Ich war keinen Augenblick gelangweilt. Und das heißt was. OK, evtl. hätte man das Ende kürzen können, aber es tut nicht weh.

Das Frauenbild: Frauen sind hier größtenteils Opfer männlicher Willkür, die sich in den Actionszenen zu mangaähnlichen Heldinnen mausern, die allen Männern ordentlich in den Arsch treten. Mit Schwertern, Messern, Gewehren, Pistolen, Flugzeugen, einem Mech, etc. Klasse. Das ganze so gedreht, dass ich es nicht unangenehm übererotisch fand, wie z.B. bei Russ-Meyer-Filmen, mit denen Sucker Punch des öfteren verglichen wird. Ich empfand das nicht so, dass Frauen als wehrlose Idioten dargestellt wurden, jedenfalls nicht die Hauptfiguren. Ich kann aber verstehen, wenn man damit nichts anfangen kann.

Die Hauptdarstellerin, Emily Browning, ist mir hauptsächlich durch traurigen Dackelblick in Erinnerung geblieben, sie passt zur Rolle, ist aber nicht der große Lichtblick. Das gleichen die anderen Frauen lässig aus. Der fiese Mann ist fies. Scott Glenn ist grandios (der sollte öfter besetzt werden), obwohl (oder weil) er eine typische David-Carradine-Rolle übernimmt. Alles in allem eine solide bis gute Leistung der Darsteller.

Die Optik: überwältigend. Effekte sind deutlich als solche zu erkennen, das stört aber nicht. Ich würde das mit 300 vergleichen, dort war die Optik auch beeindruckend, obwohl komplett unrealistisch. Es lohnt sich, in den Szenen zu schwelgen, vor allem in der Naziszene. So sollen Filme sein.

Fazit: Überwältigend, beeindruckend, Klasse. Nicht für jedermann.