Kritik: The Girl with All the Gifts

 20. Mai 2020 •  Ekkart •  GirlWithAllTheGifts, Kritik •  ToDo

The Girl with All the Gifts – oder “nicht alle Empfehlungen der Deadline sind schlecht”.

Heftige Spoiler, wer den Film noch nicht gesehen hat – erst mal angucken sonst verpasst man viel vom Spannungsaufbau. Blutiger Film.

Wir steigen ein mit Melanie, einem kleinen Kind, unserer Protagonistin, aus deren Sicht wir fast den ganzen Film begleiten. Sie wird aus ihrer Zelle geholt, vorher wird sie an einen Rollstuhl gefesselt und mit Waffen bewacht. Zusammen mit anderen Kindern kommt sie in einen Klassenraum.

Wir wissen nicht, warum. Das macht einen guten Teil des Films aus – herauszufinden, was es mit den Kindern und der Welt auf sich hat.

Melanie hat sich ihre Lehrerin, Frau Justineau (Gemma Arterton kann tatsächlich schauspielern), zur Freundin auserkoren, das beruht auf Gegenseitigkeit.

Kurz darauf versucht Dr. Caldwell (Glenn Close in gruslig), sie zu autopsieren, Melanie ist noch nicht tot. Zombies überrennen das Labor und eine kleine Gruppe flieht mit Melanie, sie wollen London erreichen.

Auch London ist von Zombies bevölkert, Melanie gehört offensichtlich zu ihnen, hilft ihnen aber und hält sich mit Katzen und Tauben satt. Die Gruppe wird weiter dezimiert und entdeckt ein Labor sowie den Pilz, der die Zombies befallen hat und der aus ihnen herauswächst und Samenkapseln bildet (ist wohl ähnlich zu “The Last Of Us”, das hab ich nicht gespielt).

Im Labor versucht Dr. Caldwell wieder, Melanie zu autopsieren, die jedoch mit anderen befallenen Kindern, die in London wie wilde leben, ein Recht auf Leben beansprucht, auch wenn es die Ausrottung der bisherigen Menschheit bedeutet. Folgerichtig lässt Melanie die Samenkapseln frei und lässt im Umkreis nur Frau Justineau leben, die die Kinder aus dem Labor heraus unterrichtet.

Das ist eine sehr interessante Geschichte, die einen neuen Blick auf das ganze Zombiegenre wirft. Zum einen gibt es Überlebende, zum anderen beanspruchen diese ein Recht auf Leben, das ihnen der Film erfüllt. Es ist zwar unklar, ob sie das weiterbringt, aber es ist ein interessanter Gedanke.

Inszeniert ist der Film von Anfang bis Ende spannend. Es gibt genügend Blut und auch zur Genüge Versatzstücke des Zombiegenres: durchschleichen, Angriffe, Infektion von Freunden – diese sind aber alle gut untergebracht und wirken nicht wie vom Reißbrett. Und der Kniff, nicht alles gleich zu verraten, ist gelungen, das haben schon etliche Filme versucht und sind in Desinteresse gescheitert.

Dabei ist der Film erstaunlich zurückhaltend, insgesamt herrscht eine ruhige Atmosphäre, wenn es aber mal abgeht, dann richtig.

Außerdem nimmt sich der Film sehr zurück, was die Bilder angeht, erst in London öffnet sich das Bild etwas, das sorgt für eine gute, beklemmende Stimmung. Zusätzlich agieren die Figuren nicht komplett vorhersehbar (aka blöd), sondern das meiste ist nachvollziehbar. Nicht alles, aber das meiste.

Mit Sennia Nanua wurde eine sehr gute Schauspielerin für Melanie gefunden, mit der der Film steht und eben nicht fällt (Wortspielkasse). Auch die anderen Schauspieler:innen machen ihre Sache gut.

Es gibt genügend Logiklöcher in der Geschichte, an denen man sich abarbeiten könnte, hat mich aber während des Sehens nur marginal gestört.

Negativ: eine tote Katze.

Kommt auf Anhieb in die Liste der besten Zombiefilme.

Fazit: sehr guter, erfrischender Zombiefilm.