Kritik: Urban Explorer (2011)

 31. Dezember 2020 •  Ekkart •  Kritik, UrbanExplorer •  ToDo

Wie immer bin ich etwas spät zur Party, aber besser spät als nie – deutscher Horror, der in Berlin spielt: Urban Explorer.

Bevor wir in Detailkritik ausbrechen, kurz zusammengefasst:

Wow.

Das ist mal ein richtig hartes Brett: ein Backwood-Slasher in den Tunneln von Berlin. Sehr gut gedreht, gute Schauspieler:innen, ordentliche Story, alle Punkte des Genres abgehakt und auch versucht, einen eigenen Dreh dazu zu finden.

Fünf junge Menschen wollen den Fahrerbunker (kein Schreibfehler) unter Berlin erkunden, der der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist – der Kick und der Besuch von Lost Places lassen grüßen.

Die Tunnel sind dunkel, feucht, allerlei Nägel, Tiere und unheimliche Menschen lungern hier herum, der Film nimmt sich Zeit, um Atmosphäre aufzubauen. Der Horror beginnt daher erst spät und steigert sich eher langsam. Die Reaktionen unserer Leidenshelden sind größtenteils ok und nachvollziehbar und Klaus Stiglmeier ist eine Wucht als ehemaliger ostdeutscher Grenzsoldat. Bis zum Ende fließt eine Menge Blut, wer das Final Girl (der Final Boy) ist, sei hier nicht verraten.

Der Film macht eine Menge richtig. Die Kamera ist toll, das Pacing stimmt, die Schauspieler:innen sind ordentlich bis sehr gut und damit ist der Film schon mal weit über dem Durchschnittsslasher. Dazu sind insbesondere zwei Dinge sehr gelungen: der Grund, warum der größte Teil des Films auf Englisch ist (Touris) und der Grund, warum sich die Leute in den dunkeln Wald (also die Tunnel) begeben.

Auf sehr hohem Niveau sei folgendes kritisiert: der Auftritt der Neonazis hätte nicht sein müssen (trotzdem schönes Wiedersehen, kaum erkannt, mit Andreas Wisniewski) oder intensiver sein müssen oder noch einmal aufgegriffen werden. So war das irritierend. Und wenn ich fünf Leute in die Tunnel schicke, erwarte ich fünf angemessene Tode und nicht zwei, die hingeschludert werden. Das ist einfach sehr schade gewesen.

Ach ja, Nathalie Kelley hat die eher undankbare Rolle der nervigen Frau abbekommen, auch hier wäre etwas mehr Mut besser gewesen.

Und es gibt eine Menge Logiklöcher, nicht mehr als in anderen Filmen aber auch nicht weniger.

Aber das soll den Film ingesamt nicht schmälern, er war sehr unterhaltsam und der Einsatz von Salz am Ende des Films – köstlich.

Und Klaus Stiglmeier als Armin – göttlich. Der hat tatsächlich auch die besten Textzeilen bekommen…

Fazit: sehr sehenswerter Slasher in den Tunneln von Berlin.