Politische Geschlossenheit

 1. Januar 2011 •  Ekkart •  Politik •  ToDo

Im bereits angesprochenen Interview mit Volker Kauder sagt er auch, über die FDP befragt:

Ich würde raten: Bleibt geschlossen. Das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um beim Wähler akzeptiert zu werden.

Ich frage mich schon seit längerem, seit wann eigentlich Diskussion, Ringen um Standpunkte, unterschiedliche Meinungen etc. als Übel beschimpft werden? Bis auf Politiker und Medien kenne ich niemanden, der einer Partei vorwerfen würde, unterschiedliche Meinungen zu haben. Ist ja irgendwie auch normal: viele Leute – viele Meinungen.

Im Gegenteil, ich kenne nur Leute, die bei jedem Stillhalten einer Partei gegen neue Ideen, oder einer  wieder einmal unterdrückten, längst notwendigen Diskussion um Linie, Inhalte, Personen; ich kenne nur Leute, die dann sagen: so eine Partei ist unwählbar. Wer schon nicht mit seinen Parteimitgliedern sprechen und diskutieren kann, wird auch das Volk nicht hören.

Es war einer der größten Fehler von Gerhard Schröder, seine Partei auf Linie zu trimmen. Das hat Wählerstimmen gekostet, aber gewaltig. Davon wird sich die SPD lange nicht erholen, denn dieser Fehler ist bisher noch nicht benannt und korrigiert.

Es ist auch erstaunlich, dass solch ein Verhalten außerhalb Deutschlands als fehlerhaft angeprangert wird: wenn in China alle dasselbe sagen, oder damals in der DDR. Und es wird zu Recht angeprangert. Nur im eigenen Land, da muss unbedingt Geschlossenheit her. Gleichmacherei. Auf-Linie-bringen.

(Quelle: Berliner Zeitung)