Portugiesen blinken nicht

 20. Juni 2008 •  Ekkart •  Fotos, Urlaub, Verkehr •  2008 Portugal

Wer das Kloster von Batalha besichtigt, wird auch am Grab des unbekannten Soldaten vorbeikommen, das dort von einer Ehrenwache, bestehend aus zwei Soldaten, bewacht wird. Über dem Grab hängt der “Jesus der Schützengräben”, der angeblich ohne Beine, aber sonst stehend in den Schützengräben des ersten Weltkriegs gefunden wurde. Außerdem brennt eine Lampe mit Olivenöl.

Das Bild des Jesus, stehend in den Schützengräben, kann im Museum um die Ecke besichtigt werden. Dort findet der Besucher auch einen Brief von Hindenburg an einen portugiesischen Hauptmann, in dem Hindenburg richtigstellt, dass die Passage seiner Autobiographie, die die Flucht der portugiesischen Truppen vor dem Feind darstellt, nicht korrekt ist. Vielmehr seien die deutschen Truppen einfach besser gewesen und konnten die Portugiesen so überrennen. Das mannhafte Eintreten des Hauptmanns für die Truppenehre erfreue das alte Soldatenherz und die Passage werde berichtigt.

Heutzutage sind die Portugiesen natürlich nicht weniger mannhaft und tapfer, es fehlt jedoch ein größerer Krieg, um das zu beweisen. Daher haben sich vor allem zwei Verhaltensweisen im Straßenverkehr durchgesetzt: nah auffahren und nicht blinken.

Das nahe Auffahren signalisiert die Verachtung des Portugiesen vor dem Tod und zeugt von der Überlegenheit der portugiesischen Reaktionszeit gegenüber physikalischen Gesetzen. Abstände von mehr als drei Metern werden – unabhängig von der Geschwindigkeit – als unehrenhaft angesehen und sind Ausländern mit Angst um die Unversehrtheit ihres Autos vorbehalten.

Der zweite wichtige Punkt ist, dem Feind keine Gelegenheit zu bieten, etwaige eigene Schachzüge vorherzuahnen oder ihnen gar zu begegnen. Daher blinken Portugiesen nicht.

I sagt: Auch das wilde Parken scheint zur portugiesischen Lebensweise zu gehören. Autos kann man in vielerlei Reihe parken und Mopeds auf der Landstraße und im Gebüsch. Ältere Portugiesen haben aber anscheinend alle obigen Verhaltensweisen vollkommen verloren, nicht aber die Lust am Autofahren bei rasanten 30 km/h.

Ehrenwache in Batalha. Hindenburgbrief in Batalha.