Spielkritik: Shadow of the Tomb Raider (2018)

 16. Oktober 2020 •  Ekkart •  Kritik, LaraCroft, TombRaider •  ToDo

Shadow of the Tomb Raider, der zwölfte Teil der Reihe, der dritte des Reboots. Die Vorgänger, Tomb Raider und Rise of the Tomb Raider, hatten mit ja gut gefallen, mit der Kritik, dass das Raiden von Tombs etwas umfangreicher sein könnte, insbesondere im zweiten Teil war da schon eine deutliche Verbesserung zu spüren.

Im dritten Teil (und hoffentlich letzten, in dem wir die strunzlangweilige Originstory um die verlorene Familie und Laras Vaterkomplex durchspielen müssen), verursachen wir in der Anfangssequenz den Weltuntergang, den wir im Lauf des Spiels verhindern müssen. Aufhänger ist mayanische Mystik um die Stadt Paititi, wir lernen viel über den religiösen Hintergrund, während wir Trinity bekämpfen und den Weltuntergang abwenden wollen.

Das Spiel ist visuell und akustisch extrem beeindruckend. Was da aufgefahren wird, erstmals hab ich wirklich angehalten und die Welt angesehen. Gerade in hektischen Sequenzen geht unter, wie viele Details und wie viel Tiefe die Spielwelt hat. Das ist teilweise einfach wunderschön anzusehen.

Die Jaguare: wenn die angreifen, das grollt und brüllt und sieht sooo gut aus…

Überhaupt: die Töne. Es raschelt, grunzt, schreit, grummelt, zischt an allen Ecken und Enden, genau im Raum lokalisierbar – beeindruckend.

Sehr gut gelungen ist (wieder einmal) die Vertonung von Lara, hier gilt Camilla Luddington großer Dank, aber auch die Mimik und Laras Bewegungen sind sehr, sehr gut gelungen. Wenn sie mitten im Spiel mal kurz zur Kampfmaschine wird, dann sieht man das bereits am Gesichtsausdruck. Und weiß, da will man jetzt nicht der Gegner sein.

Auch der Humor zieht, wenn er denn mal eingesetzt wird. Leider viel zu wenig.

Gut gelungen ist auch, dass man sich grundlegende Waffen nicht erst spät im Spiel erspielen muss, man kann ziemlich gleich mit Pfeil und Bogen losziehen, das Maschinengewehr hab ich nur in unübersichtlichen Massenkämpfen eingesetzt, Pistole und Pumpgun sind für mich nicht nötig gewesen.

Die Geschichte ist in Ordnung, für mich hätte die ganzen Anspielungen auf ihre Eltern nicht sein müssen, aber sie nehmen genügend wenig Raum im Spiel ein.

Die Kontrolle über Lara ist noch mal besser geworden, lediglich bei Sprüngen und “direkt vor etwas stellen” ist das manchmal ungenau. Außer in den Actionsequenzen, wenn die Kamera vom Spiel übernommen wird und damit die Steuerung anders ist als im Rest des Spiels. Da bin ich doch sehr häufig neben das Ziel gesprungen. Das ist sehr ärgerlich.

Apropos ärgerlich: hat sich irgendjemand tatsächlich ausgedehnte Unterwasserpassagen mit Luftmangel und nichtsterblichen Gegnern gewünscht? War das nicht schön, dass es das in den Vorgängerspielen nicht gab?

Und die elendiglichen Cut-Scenes. Es gibt sie noch und sie bringen nicht so viel, wie die Entwickler gerne hätten.

Und die Verlangsamung der Bewegung. Das bleibt mir bei 45 Stunden Spielzeit in Erinnerung, obwohl es wahrscheinlich nur 3 Minuten ausgemacht hat. Es ist soooooo nervig.

Die Übersichtskarte finde ich nicht mehr übersichtlich, da war die von Teil 1 am besten bisher.

Ach ja, das Raiden von Tombs ist etwas ausgebaut worden, aber nicht wirklich schwierig. Hier hätte durchaus mehr sein können, dafür muss ich nicht unbedingt als One-Woman-Desaster-Area Horden von Leuten umbringen.

Obwohl: die Szene in der Raffinerie – die ist schon sehr, sehr cool.

Und ein letzter Kritikpunkt: das ganze Aufleveln war im ersten Teil noch ok, im zweiten schon etwas kompliziert und ist in diesem Teil sowas von übertrieben. Mit verschiedenen Pfaden und Kosten und was weiß ich. Ich will mit Lara spielen und mir nicht Gedanken drüber machen, ob ich zwei oder drei Pfeile gleichzeitig abfeuern kann und welche Kräuter ich sammeln muss und, und, und…

Denn dazu bin ich sowieso nicht gekommen. War es im zweiten Teil noch einfach, sich an Leute anzuschleichen und sie ruhig zu ermorden, sind die hier sofort auf der Hut, da brauche ich dann die meisten Fähigkeiten nicht mehr. Dazu ist das Kaufen und Verkaufen ausgebaut worden – wem macht denn so etwas Spaß?

Dennoch: das Spiel ist toll. Ich fürchte zwar, dass in einem Nachfolger die Kritikpunkte noch mehr ausgearbeitet werden, weil Spieleredakteure und -rezensenten (ja, Männer) sowas mögen und keine Casual Gamer sind, aber ich werd es mir trotzdem holen.

Fazit: sehr, sehr gutes, wunderschönes Spiel mit kleinen Unannehmlichkeiten.