Sportschau/Sportstudio

 4. August 2011 •  Ekkart •  Fernsehen, Sport •  ToDo

Die letzte Bundesligasaison habe ich komplett ohne Sportschau oder Sportstudio durchgehalten. Ich bin stolz auf mich und denke, ich habe nicht viel verpasst.

Wie kam es dazu?

Ich bin, wenn ich Fußball sehe, an Fußball interessiert. Ich bin auch kein so großer Experte, dass ich Rauten, Systeme, Spielaufbau etc. sehen würde. Ich kenne die Regeln, würde aber gerne mehr über Taktik erfahren, warum eine Mannschaft gewinnt, warum die andere verliert, ob mehr als ein Unentschieden drin ist, ich möchte halt etwas über den gespielten Sport erfahren.

Wie werden nun Berichte derzeit fast standardmäßig eingeleitet?

  • “Mehr von den großen Emotionen von…”
  • “Diese Geschichte müssen wir näher beleuchten…”
  • “Was sagen die Fans zu dem Spiel…”
  • “Was für eine Story…”

Es geht um Emotionen, um Nahaufnahmen, um Schicksale und Geschichten. Aber nicht um den Sport. Wozu auch, der verkauft sich anscheinend nicht gut.

Letztes Wochenende habe ich den Fehler gemacht, in das ASS einzuschalten, weil mich ein Pokalspiel interessiert hat. Großer Fehler. Das ASS beginnt grundsätzlich von hinten, erzählt eine Geschichte, passt das Spiel der Geschichte an. Man erfährt nicht, wie das Spiel war, wer Vorteile hatte, wie der Spielverlauf über 90 Minuten war oder andere unwichtige Dinge. Dafür sieht man jedes Tor (sofern jedes gezeigt wird) aus zig Blickwinkeln und Wiederholungen. Jeder Spielzug wird gestoppt, ob ein Abseits vorlag (egal wie weit der Spieler nicht im Abseits steht).

Ab und an wird ein Zuschauer oder eine Nahaufnahme des Trainers gezeigt und dann fabuliert der Reporter, was ihm dazu einfällt. Meist unglaublich “lustig”. Es wird Zeit, wieder das unsägliche “Fußballballett” einzuführen.

Jeder Spieler wird befragt. Die Trainer sowieso. Wenn sie Pech haben, dann (und damit sind wir bei der Sportschau vom Sonntag) mit den Worten “Blamage, Fehltritt, Leistungsverweigerung – was sagen Sie zum Spiel ihrer Mannschaft?”

In der Sportschau fiel auch der Nachbericht (zum Glück) aus, man hört die Reporterin noch fragen: “Was war für Sie der schönste Moment im Spiel…” dann fiel der Ton aus. Was für ein Glück.

Deswegen schaue ich nur noch Live-Fußball, wenn ich Fußball sehen möchte. Und meist mit Ton vom Inforadio oder mit Musik als Hintergrund, denn die Live-Kommentatoren – sagen wir so: ich mag es nicht, wenn ich angeschrien werde. Oder zu Tode gelangweilt mit Fakten, die kein Schwein interessieren. Oder mit den Namen der Spieler, die am Rücken abzulesen sind.

Diese Saison werde ich wohl auch wieder ohne Sportschau/Sportstudio leben können.