“Steppo – Du alte Flöte” – German Open im Velodrom

 24. November 2008 •  Ekkart •  Sport •  ToDo

Diese Woche waren German Open im Tischtennis im Velodrom, wir waren Sonnabend und Sonntag dabei. Kurz zur Austragungsstätte: Das Velodrom liegt verborgen unter Tage, nur die Decke schaut hervor – sieht gut aus. Allerdings ist es eine Radrennhalle, die besonders bei den Sechstagerennen viele Zuschauer sieht. Beim Tischtennis sind die Berliner nicht so zahlreich vertreten, es gab am Wochenende noch genügend Karten. Aber es war nicht leer, ich hatte allerdings gehört, dass es unter der Woche nicht sehr voll war. Ein zweiter Nachteil der Halle ist die Bahn, die zwischen Zuschauer und Mitte ist. Damit sitzt man schon sehr weit weg vom Tisch.

Wir hatten Plätze in Block 8, weit weg vom Finaltisch, in der ersten Hälfte des ersten Tags war das nicht ganz so wild, da die Achtel- und Viertelfinale an allen Tischen stattfanden. Aber die Mannschaftsfinale waren schon in Fernglasreichweite. Die Tische selbst übrigens sehr schick mit durchsichtigen, angeleuchteten Stützen. Vor uns saßen Besucher, die ständig mit Bier nachversorgt wurden, von denen auch der schöne Spruch in der Überschrift stammt: “Steppo – Du alte Flöte”. Das sind die Augenblicke, in denen man merkt, dass Sketchserien wie “Mannsbilder” doch einen realen Hintergrund haben.

Am ersten Tag sahen wir in den Achtel- und Viertelfinalen gutes Tischtennis. Das Mannschaftsfinale der Damen fiel da etwas ab, die Aufmerksamkeit erlahmte aber auch nach 6 Stunden in einem dunklen Raum. Gleiches galt für das Mannschaftsfinale der Herren, das wir 21 Uhr verließen, obwohl die deutschen Herren noch nicht verloren hatten. Wir konnten aber nach neun Stunden nicht mehr, trotz der schönen Animation der Titans-Cheerleader (deutsche Vizemeister im Cheerleaden) sowie von Ping und Pong.

Eine interessante Anekdote gab es noch um Timo Boll zu erzählen: er verlor sein Achtelfinale gegen Adrian Crisan, der danach disqualifiziert wurde, weil sein Schläger zu dick war. Interessant auf zwei Arten: zunächst einmal wegen Teilen des Publikums, die das als Betrug von Boll(!) ansahen. Die nächste Überraschung ist die Erklärung Crisans: er hatte nur falsche Schläger mit, die auch vor dem Spiel beanstandet wurden, hatte dann einen Ersatzschläger nehmen müssen, mit dem er auf jeden Fall verloren hätte. Also hat er “aus Versehen” doch seinen eigenen, regelwidrigen Schläger genommen. Da jauchzt das Herz des fairen Sportsmanns.

Aber das schafft einen Bogen zu den Schiedsrichtern und der sonstigen Organisation: war gut. Die Spielstände waren oft genug ablesbar, die Zeichen und Anordnungen verständlich. Ab und an hat ein Schiri gepennt, aber das war nicht weiter wild. Die Spielernamen wurden so aufgestellt, dass man jederzeit wusste, wer spielt, die Durchsagen waren verständlich, die Anzeigetafel lesbar. Hier konnte ich nichts Negatives feststellen, außer die überall übliche Unart, die Namen deutscher Spieler zu schreien.

Am Sonntag Halbfinale und Finale. Das zweite Damenfinale (das erste fiel noch in unseren Schlafrhythmus) war hochklassig und spannend. Timo Boll war in seinem Halbfinale so überlegen, dass kein spannendes Spiel entstand. Dafür entschädigte das zweite Halbfinale mit gutem und spannendem Sport.

Danach war Pause, die durch eine Hip-Hop-Gruppe aus Berlin überbrückt wurde, die richtig Stimmung machte, Namen habe ich mir leider nicht gemerkt. Respekt. In der Pause traf ich dann noch auf Jan-Ove Waldner am Stand, damit habe ich meinen zweiten Jugendhelden (nach Stephen Hendry) mal persönlich gesehen. Kleine Stärkung, Spaziergang draußen (wegen der frischen Luft), gestärkt für die Finale.

Erstes Finale war das der Damen: Liu Jia gegen Wu Jiaduo. Ein schönes, spannendes Spiel, bei dem die Deutsche (Wu) durchaus ihre Chancen hatte, aber nicht konstant genug die Punkte erringen konnte. Vor allem die Rückhand war noch nicht so stark wie die der Österreicherin (Liu). Diese gewann dann auch mit 4:1 nach einem Spiel, das nicht so klar war, die es das Ergebnis ausdrückt. Trotzdem schön anzusehen und extrem schnell.

Danach Boll gegen Chuan Chih-Yuan aus Taiwan, der ohne Trainer auskommen musste. Ein Klasse Spiel, bei dem Chuan den ersten Satz gewann, sogar ohne große Gegenwehr von Boll. Der zweite Satz fing genauso an, ich begann, mir Sorgen zu machen. Doch dann drehte Boll auf und gewann trotz heftiger Gegenwehr die nächsten vier Sätze. Zwei Aufreger gab es noch: einen als falsch gezählten Aufschlag von Boll, das Publikum war, gelinde gesagt, irritiert. Boll auch, ich habe es nicht gesehen, denke aber, der Schiri wird es schon gesehen haben. Aufreger zwei: mitten im Ballwechsel wechselte Boll die Schlägerhand und gewann den Punkt. Unglaublich. Eine Szene, die hoffentlich noch öfter zu sehen ist. Auch hier vor allem in den letzten Sätzen unglaublich schöne und schnelle Ballwechsel.

Nach den Spielen Siegerehrung, das einzig Erwähnenswerte ist, dass Chuan der Deckel des Pokals herunterfiel, was auch bei Boll ein Lächeln hervorrief (auf dem Foto zu sehen). Ping und Pong waren erschöpft.

Fazit: schönes Turnier, aber anstrengend und sehr weit weg. Die Stimmung der Berliner ist mit “unterkühlt” noch schmeichelhaft beschrieben, wer ein motiviertes Publikum möchte, sollte woanders hingehen. Da war ich ja schon ein Klatschbär. Die Präsenz im Fernsehen war erwartet schwach, von Unkenntnis und Ignoranz geprägt. Aber stundenlang über Armin Veh (mit Trauermusik) und Dieter Hecking (bald mit Trauermusik) berichten.