Kritik: Die Saw-Reihe

 17. November 2024 •  Ekkart •  James Wan, Kritik, Saw •  Kino, Kritik
 Fazit: Bahnbrechender Anfang und dann beeindruckende Qualität über die gesamten Filme.

Die Saw-Reihe – eine der großen beeindruckenden Filmreihen. Der Beginn der Karrieren von James Wan und Leigh Whannell. Die einzelnen Rezensionen findet Ihr hier. Spoiler findet Ihr überall.

Die Saw-Filme sind 18er-Filme, und das zu recht. Es gibt sie geschnitten als 16er-Fassungen zu kaufen – nicht zu empfehlen. Es gibt sie geschnitten als 18er-Fassungen zu kaufen – da fehlt nicht viel, aber warum überhaupt schneiden? Und es gibt die ungeschnittenen Fassungen, über Österreich oder anderes befreundetes Ausland zu beziehen, jedoch nicht in Deutschland.

Die Reihe hat mehrere Rekorde gebrochen, was Einspielergebnisse oder Aufwand-zu-Gewinn-Verhältnis angeht. Der beeindruckendste Rekord für mich aber: die ersten sieben Filme sind im Abstand von je einem Jahr erschienen.

Was macht die Filme aus? Der erste Saw hatte eine ungewöhnliche Prämisse: Jigsaw bestraft fehlbare Leute durch den Tod, gibt ihnen jedoch die Möglichkeit, sich durch ein Opfer zu retten. Die Bestrafung durch den Bösen – das gab es bereits. Aber die Idee, den Delinquenten eine Chance zu geben – das war neu. Ebenso neu, dass die dazu notwendigen Fallen aufgebaut wurden und dann als “Spiel” sich selbst überlassen wurden.

Klar ist gerade der letzte Aspekt unwahrscheinlich und funktioniert je nach Film und Fallen mehr oder weniger gut. Aber die Idee war geboren und wurde in den Filmen nach und nach ausgebaut und perfektioniert. Dass dabei der Fokus darauf gelegt wurde, dass Jigsaw John Kramer explizit die Neutralität der Fallen betonte, also die Möglichkeit bot, den Fallen zu entkommen, war eine ebenso geniale Idee, die viel Entwicklung ermöglichte.

Bereits im zweiten Teil wurde die Philosophie in die Richtung gedreht, dass weniger eine Bestrafung stattfindet, als eine Versuch, die Opfer dazu zu bringen, das Leben wieder zu schätzen. Interessant, ein Versuch, Jigsaw deutlich positiver zu verbrämen als er ist.

Jigsaw, also John Kramer selbst – ohne Tobin Bell wäre das nichts geworden. Er ist die ideale Besetzung für die Rolle. Interessant ist auch, wie die Macher der Filme damit umgehen, dass er eigentlich zum Handlungszeitraum der meisten Filme nicht mehr lebt. Von Film zu Film wird er ausgebaut, bekommt mehr Hintergrund und mehr Menschlichkeit.

Jigsaw, wie die Filme ihn darstellen: als hehren Rächer der Sünden der Leute. Der ihnen eine Chance gibt, das Leben wieder zu schätzen. Und der dabei völlig neutral vorgeht. Das führt zusammen mit dem charismatischen Spiel von Bell unweigerlich dazu, dass man Jigsaw in diesem Augenblick für die positive Figur des Films hält.

Dabei ist er ein Mörder. Ein Mörder, der seine Opfer quält und demütigt. Jemand, der Selbstjustiz auf äußerst brutale Weise ausübt, durch die Wahl seiner Opfer scheint das jedoch gerechtfertigt.

Es ist sehr interessant, wie man sich das bewusst machen muss, während man die Filme sieht. Wie bei jedem guten Selbstjustizfilm.

Sehr schade ist, dass die Reihe keine guten Frauenfiguren hat. Gibt es anfangs noch Dina Meyer, Shawnee Smith und Betsy Russell als handelnde Figuren, werden diese Film für Film kleiner und uninteressanter gemacht und dann unwürdig getötet. Das ist ein Manko, das schwer zu erklären ist und den Machern zu denken geben sollte. Saw X hat schon eine neue interessante Frauenfigur, Shawnee Smith allerdings immer noch keine adäquate Rolle.

Zu den Filmen selbst habe ich jeweils etwas geschrieben, zusammenfassend vielleicht so viel: der erste Film war bahnbrechend und überraschend. Zwei Dinge, die in der Filmwelt selbst nicht häufig auftreten, im Horrorgenre noch seltener. Die Folgefilme schaffen es, die Welt zu erweitern, eine Figur zu entwickeln und dabei ein hohes Maß an Unterhaltung beizubehalten. Sie haben Stärken und Schwächen aber insgesamt gibt es keinen Totalausfall und viele gute Filme. Was will man mehr?1

Die Reihe ist noch nicht abgeschlossen, Saw X wird auf jeden Fall noch eine Fortsetzung bekommen. Mit Spiral gab es erste Ermüdungserscheinungen und mit Saw X auch schon explizite Metabetrachtungen. Es bleibt spannend, wie sich die Reihe entwickelt.

Was hinterlässt Saw?

  • Jigsaw, eine komplexe Figur, mit der man mitfühlen möchte aber nicht sollte
  • das Konzept des Spiels um Leben und Tod im Jigsaw-Sinn
  • die Fallen
  • die Jigsaw-Puppe (gern auf dem Dreirad)
  • den ersten Auftritt Jigsaws am Ende des ersten Films
  • die solide Nutzung mehrerer Zeitebenen
  • die Reverse Bear Trap
  • die Idee, Eintrittskarten gegen eine Blutspende zu vergeben (die Blood Drives)

  1. außer, wie erwähnt, gute Frauenrollen. ↩︎


 Fazit: Bahnbrechender Anfang und dann beeindruckende Qualität über die gesamten Filme.