Jon-Stewart-Interview

 2. Mai 2007 •  Ekkart •  Fernsehen, Journalismus, Kritik, Medien, Politik •  Fernsehen, Journalismus

Ich bin Fan von Jon Stewart geworden, als ich ihn die Oscar-Nacht moderieren sah. So etwas Gutes hatte ich lange nicht gesehen. Danach schaute ich ab und an die Daily-Show-Zusammenfassung für Europa und die Welt und hoffte, mehr sehen zu können.

Seit diesem Jahr (und DSL) ist es mir via Comedy Central möglich, die originale Daily Show with Jon Stewart zu sehen, mit ein/zwei Tagen Verzögerung, aber besser als nichts. Das ist Unterhaltung und Politik vom Feinsten, in Ansätzen hat das in D mal Harald Schmidt gebracht, seit Jahren verkauft der sich aber so weit unter Wert, dass ich denke, er kann tatsächlich nicht mehr.

Ich komme darauf, weil Gastautor Felix Schwenzel gestern in Stefan Niggemeiers Blog einen interessanten Beitrag zu Jon Stewart und die deutsche Unfähigkeit, etwas ähnliches auf die Beine zustellen, geschrieben hat. Anlass dafür war ein Interview, das ich jedem ans Herz legen möchte, das Englisch ist nicht sehr schwer zu verstehen.

das faszinierenste an ihm ist nicht nur seine unfassbare schlagfertigkeit und die fähigkeit komplexe zusammenhänge einfach zu erklären oder zu hinterfragen, sondern die völlige abwesenheit von selbstbeweihräucherung und profilierungssucht. ich habe nie das gefühl, dass er in seiner sendung (oder dem interview) politiker oder seine gäste blossstellen will, sondern nur ihre lügen, ihre rhetorik entlarven und zerstören will. seine fähigkeit nutzt er nicht um zuzustossen, sondern um zu entblättern, um zu erklären, zweifel zu sähen und um köstlich zu amüsieren.

Wenn man das Interview und die kurzen Ausschnitte aus der Show sieht, bedauert man den deutschen Fernsehzuschauer, dass er sowas nicht hat. Außerdem regt sich wieder einmal Unwille darüber, dass die deutsche Journalisten- und Medienlandschaft genau wie die amerikanische in Selbstbeweihräucherung der Politiker untergeht, statt einmal ihres Auftrags gerecht zu werden.