Kritik: Mission: Impossible - Dead Reckoning Part One (2023)

 20. Juli 2024 •  Ekkart •  Kritik, Mission Impossible •  Kino, Kritik •  IMDB •  7
 angesehen am 16. Juli 2024
 Fazit: So ein guter Anfang, dann Rennen, Hauen, Stechen – emotionale Szene – Rennen, Hauen, Stechen – ...

Mission: Impossible - Dead Reckoning Part One, Ethan Hunt jagt wieder.

Diesmal eine KI, die sich die Welt untertan machen möchte.

Schicken wir mal eins vorweg: die Story ist hanebüchen. Das fällt selbst im Film auf, weil man bei den endlosen Actionszenen Zeit hat, sich drüber Gedanken zu machen. Und bei den Szenen, in denen die emotionale Tiefe ausgelotet werden soll.

Das mit der KI ist zwar visuell gut umgesetzt aber inhaltlich, ich sagte es schon, hanebüchen. Keine Ahnung, wie sie da mit Teil 2 rauskommen wollen, es wird nicht gut werden.

Zweitens: ich weiß, dass das kein realistischer Film ist. Aber es ist ein Unterschied, ob alle Leute kugel- und actionsicher sind oder ob grundlegende Elemente der Physik außer Kraft gesetzt werden. Gerade die sehr, sehr lange Zugszene strotzt nur so von physikalischen Unmöglichkeiten, die einem ins Auge springen, dort reinpieksen und sagen – heul doch. Und das mach ich auch.

Drittens: die Filme drehen sich um Tom Cruise und niemand anders. Jede andere Rolle ist blass und bekommt maximal 20 Sekunden eigene Screenzeit, dann ist Cruise wieder dran. Für die Actionszenen ist das ok, aber er wird als Schauspieler irgendwie immer schlechter. Wozu hab ich denn Vanessa Kirby, Simon Pegg, Ving Rhames, Rebecca Ferguson oder jetzt Hayley Atwell, wenn ich sie nicht nutze? Egal. Dafür ist der Böse gar nicht böse, sondern eigentlich nur da.

Viertens: es gibt zwei Frauenrollen. Sobald eine dritte eingeführt wird, sind das zu viele und eine muss sterben, damit es wieder zwei sind. Und es gibt als Böse Pom Klementieff, die richtig gut ist. Dafür muss sie dann leider auch sterben. Und wie bei Old Shatterhand – die Begegnung mit Ethan Hunt macht jede bis dato kompetente Frau inkompetent und schutzbedürftig.

Zum Film: der Anfang ist richtig, richtig gut. Trotz CGI, das nicht ganz überzeugt aber Sound, Stimmung, passt. Dann der Plot mit der KI – überzeugt nicht vollständig, immer weniger, je länger der Film dauert.

Dann steigen wir in die Action ein und fast jede Actionszene ist zu lang. Viel zu lang. Richtig fällt das bei der Autoverfolgung auf und in der Zugszene.

Apropos Autoverfolgung: hier kommt auch deutlich zum Tragen, dass der Film versucht, die Action durch Humor aufzulockern. Das passt, wenn Pom Klementieff böse guckt. In allen anderen Varianten passt es nicht. Vor allem nicht, wenn im gelben Fiat Donuts gedreht werden, weil Cruise und Atwell zusammen nicht richtig fahren können. Nonstop Nonsens lässt grüßen.

Zwischendurch muss Tom Cruise rennen. Meist unvermutet, fast immer ziellos. Er kommt immer zu spät, aber er rennt. Weil das in MI-Filmen halt so ist. Sonst würde wir ja nicht wissen, dass wir einen Mission Impossible sehen.

Man sitzt da und möchte rufen:

Ich habs verstanden. In den anderen Filmen ist Tom Cruise gerannt, also rennt er hier auch. Er könnte das Auto nehmen oder so. Aber er rennt.

oder

Ich habs verstanden. Ihr steuert das Auto zu zweit und das ist lustig. Ha ha. Nicht noch einmal bitte. OK, jetzt habt Ihr die Plätze gewechselt und das ist lustig. Ha ha. Nicht noch einmal bitte. Oh, zweiter Wechsel und Neustart. Augen fangen an zu bluten

oder

Ich habs verstanden. Zug bricht auseinander. Bitte nicht noch ein Wagen. Und nicht das Klavier, das ist doch altbacken … ok, nehmt das Klavier.

oder

Ihr könnt die Gesichtserkennung am Flughafen überlisten. Jaha. Hab ich beim ersten Mal eigentlich schon verstanden. Oh, jetzt kommt das nochmal. Und nochmal. Eieiei

oder

Eine Rückblende mit emotionaler “Tiefe”. Nicht originell, aber kann man mal bringen. Nicht noch einmal. Oder noch einmal. Oh, schon wieder. Beißt ins Kissen

Das heißt jetzt nicht, dass der Film insgesamt schlecht ist. Zum einen gibt es gelungene, angemessen gezeitete Szenen: der Anfang, die Wüste, im Konferenzraum, bei der italienischen Polizei, um ein paar zu nennen. Und auch die langen Szenen sind nicht schlecht, weil sehr gut inszeniert. Es wäre nur nicht nötig gewesen.

Für den Humor habt Ihr Simon Pegg.

Und auch der Plot ist zu kompliziert und zu unglaubwürdig. Die KI ist allmächtig, das ist schon mal zu viel. Aber die Gegenmaßnahmen sind nicht ausreichend und auch die angestrebte Lösung wird falsch sein. In der realen Welt, nicht der MI-Welt. Schon klar, aber das ist inhaltlich dann einfach zu schwach.

Hoffen wir, dass der zweite Teil das Timing etwas besser hinbekommt und die Auflösung nicht so ist, wie ich sie vermute.


 Fazit: So ein guter Anfang, dann Rennen, Hauen, Stechen – emotionale Szene – Rennen, Hauen, Stechen – ...