Renfield – mit viel Vorschusslorbeeren gestartet. Heißt leider nicht viel bei der Deadline, da werden die Lorbeeren freizügig verteilt. Dazu Nicolas Cage, dessen Filme mal so, mal so sind.
In einem Wort?
Grandios.
In vielen Worten:
Unser Erzähler ist Titelheld Renfield, hervorragend gespielt von Nicholas Hoult, der schon in Mad Max: Fury Road sehr gut war und, wie ich eben las, in About A Boy den Boy spielte.
Dracula ist wieder einmal fast gestorben und er muss in der Jetztzeit versuchen, ihn wiederzubeleben. Die dafür notwendigen Menschenopfer findet er in einer Selbsthilfegruppe von Co-abhängigen Personen und zwar deren böse Partner. Das reicht Dracula aber nicht, er will unschuldige Paare, Nonnen oder einen Bus voller Cheerleader. Geschlecht egal.
Bei der Beschaffung gerät Renfield in den Konflikt zwischen der aufrechten Polizistin Rebecca (ebenfalls sehr gut: Awkwafina) und der dominierenden bösen Familie Lobo. Durch die Selbsthilfegruppe und Rebecca bekommt er Selbstbewusstsein und versucht, sich von Dracula zu trennen. Das mag der gar nicht.
Soweit, so ok. Nacherzählt hört sich das etwas dröge an aber “er besorgt Menschenopfer” ist Funsplatter vom Feinsten. Arme werden herausgerissen, Leute damit getötet, Köpfe werden abgerissen und manche Opfer explodieren einfach. Und von dieser Sorte gibt es mehrere längere Szenen. So was Brutales und dabei Verspieltes – lang nicht mehr gesehen. Dazu wird die Geschichte sehr leicht erzählt, die Konflikte sind da und haben Schwere, die Action ist wuchtig und brutal, darunter leidet aber der Film nicht.
Dracula ist sehr, sehr böse, Nicolas Cage kann zeigen, dass, wenn er dosiert spielt, er es einfach drauf hat. Auch wenn “dosiert” im Cage-Maßstab zu sehen ist. Hoult ist jung, frisch, er kann spielen und man nimmt ihm die Renfield-Rolle einfach ab. Auch Awkwafina spielt nicht übertrieben, großes Lob an den Regisseur Chris McKay, hier bei allen Darsteller:innen das richtige Maß vor dem Overacting getroffen zu haben1.
Mit anderthalb Stunden ist der Film angenehm kurz, da ist keine Szene zu viel – sehr gut. Und die Geschichte ist viel lustiger als oben angedeutet. So viele Einfälle und Ideen, wie man mit den Figuren umgehen kann.
Der Film ist rundum ein Vergnügen. Wie er eine 16er-Freigabe bekommen konnte, ist mir dennoch ein Rätsel.
außer vielleicht bei Tedwart Lobo, aber das war ok ↩︎
Fazit: Erstaunlich brutal, erstaunlich leicht und dabei dennoch erstaunlich viel Tiefgang.