Peter war seit zehn Jahren Fußmasseur. Er war den harten Weg gegangen, hatte als Handmasseur begonnen, dann einige Köpfe massiert, Nacken und nach einer Weile sogar Rücken.
Aber Füße – das war etwas ganz Besonderes, etwas Heiliges. Er wollte sicher sein, dass er bereit war, bevor er seinen ersten Fuß massierte. Und er war bereit, das bezeugte jeder, der von ihm eine Fußmassage bekam. So sprach sich seine Fähigkeit herum und nach zehn Jahren konnte er von der Fußmassage gut leben. Er hatte eine feste Kundschaft und ab und an neue Kunden, so wie heute.
Vor ihm lag ein älterer Mann, vielleicht Mitte vierzig, Anfang fünfzig, unscheinbar, der zum ersten Mal bei ihm war. Peter war kein Mann der unnötigen Worte, sondern machte sich an die Massage, erst den linken, dann den rechten Fuß, wie er es seit zehn Jahren zu tun pflegte.
Nach fünfzehn Minuten war der linke Fuß massiert, er hatte einige Verhärtungen entdeckt, etwas mehr Hornhaut als nötig, aber insgesamt nichts ungewöhnliches. Also machte sich Peter an den rechten Fuß.
Als er ihn berührte durchzog ihn ein Schmerz, wie er ihn nie zuvor erlebt hatte. Er hatte helle Blitze vor den Augen, durchzogen von Visionen von Schmerz und Tod. Er zog sofort die Hand zurück, und ihm wurde klar: der Fuß war böse. Er sah genauso unscheinbar aus wie der linke Fuß, doch jetzt konnte Peter seine schwarze Aura fast sehen und fühlen.
Vom bösen Fuß hatte Peter schon gehört, abends bei Lehrgängen, diesen jedoch ins Reich der Fabeln verwiesen und nun lag ein solcher Fuß vor ihm. Was sollte er tun? Der Besitzer des Fußes hatte noch nicht auf seine Verwirrung reagiert, auch der Fuß schien noch nichts bemerkt zu haben.
Peter war kein Held. Er begann zu weinen, zog sich zum ersten Mal in seinem Leben Gummihandschuhe an, massierte unter Tränen den bösen Fuß und hoffte, der Fuß würde nichts bemerken…