18. März 2011 • Ekkart • Atomkraft, Guttenberg, Journalisten, Politik • ToDo
In politischen Debatten, gerade auch der letzten Zeit, wird oft die Mehrheitsmeinung als Grundlage politischer Entscheidungen angepriesen. Dabei wird entweder die Meinung der “schweigenden” Mehrheit angebracht oder auch die Mehrheitsmeinung laut “repräsentativen” Umfragen. Beispiele:
Was für ein Unsinn.
Entweder ich habe gute Argumente, gerne auch durch Fakten untermauert – oder nicht. Erst im letzteren Fall muss ich auf unbewiesene “Mehrheiten” zurückgreifen. Und schade damit auch einer guten Sache, da sich Argumente der Gegenseite zufrieden mit dem Mehrheits-Argument auseinandersetzen können, ohne auf die Fakten eingehen zu müssen.
Denn Politiker werden nicht dafür gewählt, Mehrheitsmeinungen zu vertreten. Im Gegenteil, sie sind mit viel Geld und gesetzlicher Grundlage in der Lage, unabhängig zu entscheiden, nur ihrem Gewissen verantwortlich. Das heißt, sie soll(t)en tun, was richtig ist, nicht, was die meisten wollen.
Beispiel 1 – Guttenberg: er hat gelogen und betrogen. Unabhängig davon, dass er beliebt war und die Mehrheit der Deutschen ihn immer noch liebt und im Amt halten möchte – ein Lügner und Betrüger hat nichts in der Politik zu suchen (obwohl das in der gelebten Realität anders aussieht – real existierende Demokratie).
Beispiel 2 – Atomkraft: die ist schlecht und unkontrollierbar. Die Risiken sind kaum abzuschätzen und ein größerer Störfall kostet mehr als aller billiger Strom zuvor. Außerdem ist der Müll nicht wegzuschaffen. Daher muss die Politik dafür sorgen, dass Kernkraft verschwindet. Bei solchen Fakten – warum die Mehrheitsmeinung der Deutschen als Argument anbringen? Damit die Befürworter zu Recht darauf hinweisen können, dass Politik manchmal auch unpopulär sein muss. Und so einen Ausweg schaffen, sich mit den Fakten auseinanderzusetzen?
Auch andere, gut gemeinte Argumente fallen in die gleiche Kategorie. Beispiel reizzentrum, sorry, aber das muss sein 🙂 :
Was Frau Merkel anscheinend komplett ausblendet (wohl zu viel Kontakt zu nordafrikanischen Despoten), dass sie eben keine Staatratsvorsitzende der BRD ist, sondern “nur” Bundeskanzlerin. Bei uns im Westen funktioniert das mit den Gesetzen, parlamentarischer Mitbestimmung und all solch Dingen, die bei Wahlkampfmanövern im Wege stehen.
Mööp. Verloren.
Richtiges Argument: man muss auch als Kanzlerin das Parlament und die Gesetze achten.
Falsches Argument: die weiß das nicht, weil sie aus dem Osten kommt. Außerdem ist bei uns (im Westen) sowieso alles besser.
So gut gemeint das falsche Argument ist, es ist einfach zu widerlegen, und damit ist die ganze Argumentation hinfällig. Schade eigentlich, denn inhaltlich hat das reizzentrum recht, argumentativ nicht.
Und so ärgert es mich öfter, wenn Politiker, Wissenschaftler, Journalisten, Blogger, etc. mich mit blöden Argumenten überzeugen wollen, wo sie doch bessere haben. Und ich möchte halt Argumente haben, keine Polemik.