COVID-Diskussionen (und andere Verschwörungsmythen)

 9. Mai 2021 •  Ekkart •  Kultur, Politik, Sprache •  ToDo

Wenn man von Leuten[tm] eine absonderliche These zu COVID hört und sich jetzt überlegt, wie man reagiert, hat man m.E. drei Möglichkeiten, unten kommen dann noch rationale Quellen:

  1. rational argumentieren, wenn die Person tatsächlich etwas wissen will
  2. emotional argumentieren und Ursachenforschung, wenn die Person schwurbelt aber einem wichtig (genug) ist
  3. blocken und selbst rausziehen, wenn die Person schwurbelt aber der eigene emotionale Aufwand zu hoch wäre

Was man nicht tun sollte:

  1. Ironie, Sarkasmus, Beleidigungen – helfen in der Sache nicht weiter, sind oft befreiend für einen selbst
  2. Intelligenz anzweifeln – das hat alles nichts mit Intelligenz oder Bildung zu tun
  3. Einstieg in endlose Diskussionen, die schlauchen mehr und bringen wenig
  4. rational argumentieren bei emotionalen Problemen – bringt nix
  5. Ablenken lassen von ewigen Stellvertreter-Diskussionen, Derailing etc. zusammengefasst ist das “PLURV”:

Die Person, die fragt, ist tatsächlich auf Erkenntnisgewinn aus.

Die Person hat irgendwo was gelesen/aufgeschnappt und will ehrlich wissen, ob da was dran ist oder nicht und wenn nicht, warum.

Der Fall ist gar nicht so selten, insbesondere wenn irgendwas realistisch klingt und man das nicht selbst gut einordnen kann.

In dem Fall ist es am besten, sehr rational, nüchtern die Erkenntnis zu fördern, sei es durch eigenes Wissen, Verweis auf Quellen oder Videos, alles, was zuträglich ist. Wenn nötig, kann man dann noch in eine Diskussion einsteigen, sich selbst hinterfragen, was dazulernen – das ist der Idealfall.

Die Person, die fragt, vertritt eine abstruse These und ist da tief drin.

Ganz wichtig: in diesem Fall braucht man gar nicht erst anfangen, rational zu argumentieren. Das ist ein Fass ohne Boden, denn hat man eine These widerlegt, wird einfach eine andere aus dem Hut gezaubert, ein Argument kann man hier nicht gewinnen. Diese Personen argumentieren nicht mit Fakten, sondern aus Emotionen heraus, an die dann die Fakten angepasst werden.

Abhängig vom Kontext und dem Verhältnis zu der Person gibt es zwei Reaktionsmöglichkeiten:

Wenn man die Person kennt und willens ist, mit ihr in eine Diskussion einzusteigen, weil man sie nicht aufgeben will oder weiß, dass sie “rettbar” ist, dann muss man versuchen, das Problem hinter der vordergründigen Argumentation herauszufinden. Was ist das “eigentliche” Problem?

Bei COVID können das Angst vor der Zukunft sein, Kontrollverlust, Zwangssituationen, Überhöhung einer Person, … Das muss man versuchen herauszufinden und dann kann man versuchen, dieses Problem zu verstehen und zu schauen, ob ein Ausweg daraus existiert. Dafür braucht man Zeit. Viel Zeit.

Denn man muss verstehen, die Person hat sich in ihrem Weltbild “eingegraben”, sie hat Zeit und Energie investiert, evtl. schon Freunde oder Familie entfremdet oder verloren und neue Freunde gefunden. Mit einer Änderung der eigenen Position gewinnt sie die alten Kontakte erst mal nicht wieder aber sie verliert sofort die neuen Freunde. Das gibt man ungern auf.

Manche Leute meinen es auch nicht böse, sie denken, tatsächlich “die Wahrheit” zu kennen und wollen andere beschützen.

Und drittens ist es sehr schwer, einer “Heilslehre” zu entkommen, selbst wenn man rational schon sieht, dass sie falsch ist. Denn solche Lehren haben eine Anziehungskraft, man erkennt selbst, dass da etwas falsch ist, aber bis zu einem gewissen Grad nimmt man das halt auch in Kauf für das hinterliegende Heilsversprechen.

Wichtig: solche Diskussionen schlauchen, dauern ewig und führen meist nicht zum Erfolg. Selbst drauf achten, wann es genug ist und man emotional für sich sorgen muss.

Ich finde es gut, solchen Leuten zu vergegenwärtigen “Sag mal, meinst Du denn wirklich, dass … [Merkel eine Diktatorin ist|COVID nicht existiert]?”

Wenn man die Person nicht gut kennt oder nicht die Energie investieren kann oder will, dort für eine Klärung zu sorgen oder wenn man in einer größeren Gruppe steckt und dort ein gewisses Niveau halten möchte, ist klare Kante angesagt.

In dem Fall überwiegen die eigene Stabilität oder auch die Stabilität der Gruppe die Sorgen um die einzelne Person. Anders gesagt: wer nur stören will, fliegt raus.

Wenn man will, kann man hier ein “Eine-Warnung-System” etablieren, aber nach der ersten Warnung müssen Konsequenzen erfolgen, seien es Muten, Rausschmeißen, Verweise, je nach Gruppe und Status.

Das wird oft von anderen als zu hart empfunden, ist aber wichtig, um diejenigen zu schützen, die sich sonst aus der Gruppe verabschieden würden. Und ehrlich: auf Leute, die nur stören wollen, kann man verzichten.

Anders ausgedrückt: wenn man das nicht tut, verliert man die “normalen” Leute und langsam versumpft eine Gruppe. Das ist oft genug geschehen, insbesondere mit frauenfeindlichen oder rechten Inhalten, die übernehmen schleichend eine Community und dann sitzt man mit den Nazis allein.

Wo bekommt man nun gute Informationen her? Eine unvollständige Sammlung:

Danke an klimafakten.de für die PLURV-Infografik.