Kritik: Overlord (2018)

 9. Dezember 2020 •  Ekkart •  Kritik, Zombie •  ToDo

Overlord – gute Kritik in der Deadline, aber im Ernst: Nazi-Zombies? Ist das nicht ausgelutscht?

Erstaunlicherweise nicht.

Wir begleiten Boyce, einen amerikanischen Soldaten, der am Tag vor D-Day in Frankreich abgeworfen wird, um einen strategisch wichtigen Funkturm zu zerstören. Er und ein paar andere Soldaten (die üblichen Klischeecharaktere), die nach und nach dezimiert werden – in der sehr guten Anfangssequenz im Flugzeug, beim Wandern durch Wald und Wiesen, im Dorf und in der Kirche, an der der Funkturm steht. In deren Keller ein Labor ist, in dem die Zombies geschaffen werden. Vom deutschen Wissenschaftler.

Soweit, so gut.

Die Geschichte ist nicht originell, nicht originell erzählt und im Prinzip Abhaken der Punkte Nazi-Zombie-Wissenschaftler.

Einige Punkte heben den Film aber hervor. Zunächst einmal ist er sehr gut gedreht. OK, die Flugzeuge und Schiffe am Anfang sind etwas unglaubwürdig, danach wird aber zu praktischen Effekten geschaltet und die sind sehr, sehr gut.

Dann ist es der Blickwinkel. Wir bleiben bei Boyce und erleben den Film durch ihn. Er ist sympathisch, noch nicht ganz verdorben und eigentlich angenehm unschuldig im Handeln. Eine gute Identifikationsfigur.

Die Frauenrolle (es gibt eine, genau eine) ist gut. Kein Muttchen, das gerettet werden muss, sondern in einer Szene Flammenwerferwoman. So muss das.

Und das Überraschendste: der Film benutzt Zombies als Vehikel, auf ihr Konto gehen aber die wenigsten Kills. Sie sind einfach da, haben gute Auftritte (gerade in der ersten Durchs-Labor-Geh-Szene), aber auch der Rest des Films überzeugt.

Die Anfangssequenz, bis sie in das Dorf kommen ist sehr, sehr dicht, eng am Geschehen und gut gedreht. Da gibt es keine Atempause, da fließt das Blut in Strömen.

Apropos Blut: der Gore-Gehalt stimmt.

Und zu guter Letzt: der Film nimmt sich ernst. Da ist keine Ironie, keine Brechung. Ist auch einmal eine angenehme Abwechslung.

In der Inszenierung ist der Film nah am Geschehen, der Ton ist sehr gut und auch die Kamera überzeugt. Die Kameraführung und die ganze Zombieanlage erinnern an entsprechende Computerspiele wie Wolfenstein New Order, Silent Hill, Resident Evil. Die Schauspieler und die Schauspielerin sind erstaunlich gut.

Das ist ein typischer Festivalfilm, bei dem jeder Kill gefeiert werden würde und jedes Zombieauftreten Szenenapplaus bekommen würde.

An auf die Liste der besten Splatter– und Zombiefilme.

Fazit: so muss gute Horror-Splatter-Zombie-Unterhaltung sein.