Kritik: Monkey Man (2024)

 20. Februar 2025 •  Ekkart •  Kritik •  Kino, Kritik •  IMDB •  9
 angesehen am 18. Februar 2025
 Fazit: Interessante, oft originelle Variante des kämpfenden Rächers, sehr hart, sehr gut. Hijra, die zu Bloodywood aufräumen – Klasse.

Monkey Man – Holy Moly.

Zugegeben, ich hab noch keinen Film mit Dev Patel gesehen (The Personal History of David Copperfield wegen Langeweile abgebrochen), aber für mich ist er eher ein Darsteller niveauvoller Filme. Slumdog Millionaire oder The Best Exotic Marigold Hotel.

Und dann kommt so ein heftiger Klopper daher wie Monkey Man. Hut ab.

Spoiler.

Patel ist der titelgebende Kämpfer mit Affenmaske, der im Ring verliert, um Geld zu verdienen. In sehr harten Kämpfen.

Er versucht, einen Job in einem Luxushotel/-bordell/-drogenclub zu bekommen, erst in der Küche, dann arbeitet er sich hoch. Sein Motiv sieht zunächst unschuldig aus, aber ziemlich schnell wird klar, dass er Hintergedanken hat. Er will die Männer umbringen, die seine Mutter ermordet haben. Das erfahren wir aber erst nach und nach in immer deutlicher werdenden Rückblenden.

Wir erleben den Alltag mit: Teller waschen, kämpfen, im Hotel zur Bedienung aufsteigen, um letztendlich in den erlesenen Drogenclub zu kommen. Dort sind seine Endgegner (Baba Shakti und der Polizeichef Rana) und Sita, Sexarbeiterin. Er besorgt sich eine Waffe, ab zu Showdown Nr. 1 Er verliert, stirbt fast und es ist erst eine Stunde rum.

Er wird von den Hijra der Stadt aufgesammelt und seine Wunden versorgt. Hijra sind trans- oder intergeschlechtliche Personen, sie leben am Rande der Gesellschaft in einem sehr niedrigen gesellschaftlichen Status. Sie leben in einer Art Tempel mit Guru. Fröhliche, freundliche Menschen, die dort wie hier Verachtung, Misshandlung und Gewalt erfahren müssen.

Bei den Hijra kommt es zum obligatorischen “Lerne Kämpfen”-Trainingsabschnitt eines Martial-Arts-Films, hier sehr schön mit Trommel und schmachtenden Blicken der Hijra unterlegt. Plötzlich bekommt der Film eine Leichtigkeit, die die Schwere des ersten Teils aufbricht. Das geht natürlich nicht ewig gut, die Rache ist noch offen und auch die Gewalt macht vor dem Tempel nicht halt.

Showdown 2: Dev Patel kloppt sich von unten nach oben durchs Hotel. Zwischendrin tatkräftig unterstützt von den Hijra – wunderschön anzusehen. Sita hilft auch mit und der Film vermeidet wieder einmal die billigen Klischees. Das Ganze ist ultrabrutal.

Erster Endkampf mit dem Polizeichef.

Zweiter Endkampf mit Baba Shakti.

Ende.

Wow.

Der Film erzählt inhaltlich einen Standard-Martial-Arts-Rachefilm. Aber er erzählt ihn sehr interessant. Zum einen ist die Rache nicht lustlos aufgesetzt (Freundin/Frau umgebracht), sondern man bekommt die wirklich tiefe Wut im Film sehr gut zu fühlen. Dann werden die Standardstationen – Verlust, erste Niederlage, Training, Sieg – zwar abgearbeitet aber neu interpretiert und originell erzählt. Und weiterhin nimmt sich der Film ernst, die Kampfszenen sind hart, der Humor nicht aufgesetzt, der Monkey Man hat ein klares Ziel.

Interessant auch die visuelle und inhaltliche Gestaltung. Am Anfang ist alles eng, düster, bedrohlich, roh. Dann im Tempel Leichtigkeit, Ausblick in eine andere Welt. In die die Gewalt wieder einbricht, zurück zum rohen, ungeschlachtenen, dunklen. Visuell findet der Film oft sehr schöne oder beeindruckende Bilder und Blickwinkel.

Schauspielerisch ist nichts auszusetzen. Dev Patel ist sehr gut, ich hab ihm die Rolle und dem Kämpfer abgenommen. Alle anderen sind gut bis besser, wir sehen immer noch einen Actionklopper, da passt alles. Sharlto Copley hat zwei kurze Auftritte, wieder einmal Overacting vom Feinsten aber dafür wird er besetzt. Stört etwas, ist aber auch schnell wieder vergessen.

Ich hab mich köstlich amüsiert. Und gefreut, dass man dem Genre immer noch einen eigenen Stempel aufdrücken kann, kulturell, erzähltechnisch, visuell.


 Fazit: Interessante, oft originelle Variante des kämpfenden Rächers, sehr hart, sehr gut. Hijra, die zu Bloodywood aufräumen – Klasse.