Endlich mal ein Konzert in der Arena, das letzte Mal war ich da bei 100 Jahre Rammstein. Ich hatte sie gut in Erinnerung – das trog, wie sich herausstellte: die Luft ist miserabel. Dafür war das Konzert gut.
Aber von Anfang an: wir fuhren dieses Mal mit dem Fahrrad, Parkplätze sind rar, wenn ein großes Konzert stattfindet (und nur zu solchen gehen wir :)). Angekommen erwartete uns eine recht große Menschenmenge vor dem Eingang, ging trotzdem schnell rein. Etwas seltsam war der Einlasser, der uns fragte, ob wir uns das wirklich gut überlegt haben, in so ein Konzert zu gehen. Wir waren etwas erstaunt, I redete mit ihm und erklärte ihm, dass wir schon mal auf Konzerten waren. Seine Antwort: “Na ja, die Rettungssanitäter müssen auch was zu tun haben.” Willkommen in der Sesamstraße mit Bravo-Abo.
Drin waren noch nicht viele Leute da, wir konnten einen schönen Platz am Mischpult ergattern, ja, einen Weichei-Platz. Wir tanzen halt nicht so gern im Pit. War trotzdem gut. Der Security-Typ schaute sich Fotos auf seinem Handy an: neue Flamme und süßer Hund. Also sehr entspannt alles.
Nebenbei: im Raum für das Mischpult durften wichtige Leute und irgendwelche Gewinner eines Coca-Cola(?)-Wettbewerbs sitzen. Einziger uns (I) Bekannter: Evil Jared Hasselhoff von der Bloodhound-Gang, der im Laufe des Abends immer unsicherer auf den Beinen wurde. Großer Typ, sogar größer als ich. Beeindruckend. Später kam noch eine Frau. Auch beeindruckend. Fleischwurst, dabei esse ich gar keine Fleischwurst.
Den Anfang des Abends bildeten Children of Bodom, eine finnische Band, nie vorher gehört. War auch nicht unbedingt der Höhepunkt des Abends. Irgendwie gar nicht unsere Musik. Den Anfang jeden Liedes bildete ein albernes Intro auf dem Keyboard, kinderliedartig. Daran schloss sich eine Wand aus Trommel und Gitarren an, die es in sich hatte. Das war der Teil, der mich beeindruckte. Leider konnten Gesang und Gitarrensolos nicht mithalten, die waren sehr dünn. Auch die versprochenen Keyboard-vs.-Gitarre-Spielchen kamen nicht. Bleiben zwischendurch satte Liedteile, insgesamt nix Berauschendes, nach 40 Minuten vorbei. Schöner Spruch: “Put your fucking metal fingers in the fucking air”. Yeah.
Danach Machine Fucking Head. Und, liebe Besucher, man ruft nicht “Machine Head” mit Betonung auf dem “a”. Das klingt Scheiße und ist falsch. Dann doch lieber mit einem schönen “fucking” dazwischen, dann ist das auch rhythmisch. Machine Head waren extrem gut. Das ist Metal, wie er sein sollte: schnell laut, selten melodisch und wenn, dann sofort wieder laut. Und schnell. Haben mir viel besser gefallen als in Prag. Wahrscheinlich ist eine Halle für solche Konzerte besser, war bei I ja auch mit Metallica so. Das letzte Konzert in fucking Berlin war zu fucking lang her und da haben sie fucking Thrash Metal für die fucking Leute gespielt. Fazit: Ich wollte mir gleich “The Blackening” zulegen, zum Glück haben wir es schon. Nach einer Stunde war der Saal vorbereitet und hatte gut was zu Hören bekommen. Und ich habe die Erkenntnis mitgenommen, dass man für Metal nicht zu alt oder zu dick ist. Der Bassist ist Klasse. Warten auf Slipknot.
Slipknot ließ sich etwas Zeit, erst nach einer halben Stunde war der Umbau beendet. Hat sich aber gelohnt, die Bühne wurde tatsächlich komplett umgestaltet. Da wir Slipknot vorher noch nicht gesehen hatten, waren wir natürlich gespannt. Inzwischen war die Halle auch voll, die Luft am Arsch, die Leute trotzdem gut drauf, Adrenalin in Massen, aber keine Aggression. So soll es sein.
Dann war es soweit. Neun Leute kommen auf die Bühne, maskiert, ein Schlagzeug in der Mitte, zwei weitere an den Rändern, nur Basstrommeln und Steeldrums, ein Keyboard, ein DJ, zwei Gitarristen, ein Bassist, ein Sänger. Und dann geht der Lärm los. Und hört nicht auf. Laut, schnell, gut. Da stimmt wirklich alles, Sänger singt gut, alles ist ausreichend laut, die Lieder gehen ineinander über und man wird mitgerissen von der Musik. Wer da nicht den Kopf wiegt, ist wirklich hoffnungslos verloren. Das war eines der besten Konzerte, die ich gehört habe, so eine Energie habe ich selten erlebt. Ein Beispiel auf Video (nicht live).
Es gibt natürlich auch Kritik: das Licht und das Ende. Das Licht war deutlich zu hell in Richtung Zuschauer, man will auch die Band sehen und nicht nur hören. Und es wirkte etwas albern, senkrechte Leuchtlaufleisten mit Glitzereffekt. Am Ende kamen dann noch sehr laut die Beatles. Was das sollte, außer die Leute möglichst effektiv zu vertreiben, bleibt Geheimnis der Macher.
Fazit: guter Abend, der sich von Band zu Band steigerte. War teuer, hat sich aber gelohnt. Nur etwas besser belüftet könnte die Arena sein.