Wie Thomas Knüwer schon feststellt: die herkömmlichen Medien informieren derzeit sehr schlecht über die Situation in Ägypten und Nordafrika insgesamt. Da wir nun mal deren Freunde waren können wir jetzt schlecht darüber berichten, dass dort seit 30 Jahren Diktatur herrscht. Noch dazu sind das nicht die üblichen Demonstranten, sondern “normale” Leute. Da sind Medien und Politik ebenso überfordert wie bei uns in Stuttgart oder bei den letzten Castor-Transporten. Es läuft halt nicht mehr nach Schema F ab.
Wer sich auch woanders informieren will: schaut mal bei Richard Gutjahr vorbei, er ist einfach mal nach Ägypten gefahren und berichtet von dort. Sicher nicht umfassend, aber erfrischend, unprätentiös und auf Deutsch. Während ARD und ZDF völlig versagen (wo sind die Sondersendungen?), ist das ein Anfang, um die Situation mal zu verstehen oder etwas näher zu begreifen:
Mohammed, 27 ist Chemiker. „Das heisst aber nichts“, sagt er fast kleinlaut, denn seine Ausbildung sei schlecht. Man habe ein mieses Schulsystem, und ein Studium sei auch noch teuer. Wer studiert, hat es aber auch nicht besser, als der Rest, denn Jobs gäbe es sowieso keine. „Ob Du arm bist oder reich, ob Du aus Suez stammst oder aus Kairo, ganz egal. Wir haben hier keine Zukunft“. Mohammed verdient 800 Ägyptische Pfund, etwa 100 Euro im Monat. Früher sei das ganz okay gewesen, räumt er ein, aber die Preise seien in den letzten Jahren massiv angestiegen.
Das hört sich nicht nach Auflehnen gegen eine Diktatur als solche an, sondern nach der Suche nach Lebenszweck, Würde, Zukunft.
Mal sehen, wie unsere Politiker rumeiern, denn zum einen unterstützen wir (westliche Länder) Mubarak jährlich mit Milliarden, allen voran die USA, andererseits ist das nun mal ein Diktator, der langsam abgesetzt wird. Westerwelle war ja gestern schon so schwammig, dass einem die Fremdscham ins Gesicht steigt.
Wie verhalten wir uns jetzt? Werden wir den Menschen eine Chance auf einen eigenen Weg einräumen? Oder werden wir intervenieren und eine uns genehme Regierung einsetzen, natürlich mit Hinweis auf Menschenrechte, Demokratie und überhaupt.