Heute hat mich auf der Karl-Marx-Allee kurz vor dem International eine Frau überholt. Eine Frau. Mit einem Ein-Gang-Fahrrad. Und das zu Recht, denn sie war schneller als ich.
Da tritt mein ganzer eigentlich nicht vorhandener Chauvinismus hervor.
Erstaunlich, dass mich das ärgert. Es ärgert mich auch, wenn mich Männer überholen, aber nicht so.
Ich hab‘ sie am Strausberger Platz ausgebootet, indem ich über die Fahrbahn fuhr, sie stellte sich an der Fahrradampel an. Ha! Hat mich nicht wieder eingeholt. Musste zu Hause erst mal lange sitzen. Dann ging es wieder.
Ja … das „wurmt“ und dann auch noch ein Mädchen – aber bedenke, sie war im Vorteil: Singlespeed wiegt ja nix – Also, kein Wunder, Du hattest einfach keine Chance – wer vergleicht schon Mulis mit Rennpferden? 😉
Btw. erwische ich mich auch immer wieder, dass ich anziehe, wenn ich hinter mir ein weiteres Fahrrad spüre – furchtbar, das Leben könnte so einfach sein.
Demnächst machst Du das wie hier in Köln üblich: Du, vorausgesetzt Du bist der langsamste Fahrer, schiebst Dich an der roten Ampel umständlich zwischen den anderen wartenden Radfahrern direkt in die erste Reihe nach vorne. – Weil Du der Langsamste bist, bist Du den anderen Radfahrern gegenüber ja im Nachteil, das geht nicht! – Anschließend bei grün versuchst Du den schmalen Radweg so einzunehmen, dass wirklich niemand an Dir vorbei kommt. Schafft es doch einer, hast Du ihn zumindest so lange aufgehalten, dass er die nächste Ampel nicht mehr bei Grün erreicht, dort schiebst Du Dich wieder nach vorne …
Und jetzt soll noch mal einer sagen: Radwege sind scheiße. Sie helfen nur den langsameren Verkehrsteilnehmern genau so schnell zu sein, wie die schnellen Radfahrer. … wenn das kein brauchbares Werkzeeug der Fairness ist. 😉
Eine Frau. Mit einem Ein-Gang-Fahrrad.
Auf einer 85km organisierten Ausfahrt wurden mein Kumpel und ich von einer Frau überholt. Auf einem Brompton. Das tat weh. Sie hat dann auch die ganzen 85km auf dem Ding abgesessen.
schiebst Dich an der roten Ampel umständlich zwischen den anderen wartenden Radfahrern direkt in die erste Reihe nach vorne.
Oh Mann, das kann ich so nachvollziehen! Oder Du fährst direkt mit Deinem unbeleuchteten Tigerentenrad an den brav bei rot wartenden Radfahrern vorbei über die rote Ampel. Die können Dich ja auf der langen Geraden wieder überholen…
Sehr amüsant! :-))
Ich find’s auch immer sehr lustig, wenn vor mir so ein Milchbubi auf seinem MTB rumtrödelt, sich dann irgendwann mal umdreht, weil er hört, dass da jemand kommt. Und dann in die Pedale tritt, als wäre der Leibhaftige hinter ihm her… Alte Frau, näää, das geht ja gar nicht! Meistens krieg ich ihn, wenn er wieder in seinen Tagschlaf gefallen ist.
Aber mich wurmt’s manchmal auch, wenn ich überholt werde. Und dann versuche ich es mit Vernunft „Das ist ein Mann… mindestens 10 Jahre jünger als du… auf einem Rennrad… in voller Montur…“ So what.
Aber merkwürdig, das Gewurme. Wahrscheinlich hält sich jede(r) für uneinholbar.
@ArVo das mit dem gewicht ist ein guter Punkt 🙂
@Christian oh. Ein Brompton. Das ist schon Oberklasse.
@Ulrike mit Vernunft hab‘ ich es auch probiert. Klappt nicht immer 🙂
Danke für den erhellenden Beitrag. Bisher habe ich die Erklärung für manch seltsames Über-/Einholverhalten abseits des Chauvinismus gesucht, weil mir das zu einfach erschien…
Mich stört es nicht, wenn ich überholt werde. Es gibt immer Leute, die fitter sind als man selbst oder einen besseren Tag haben oder ein 8kg-Rennrad oder weniger Gepäck dabei oder oder oder. Mir doch egal.
Natürlich gibt es diese Leute, aber es gibt auch die anderen. Die mit einem unterlegenen Fahrrad viel schneller fahren. Und das wurmt.
Zum Chauvinismus: da schlägt Occam’s Razor wieder zu: es ist die einfache Erklärung.