Kritik: 1917 (2019)

 25. September 2021 •  Ekkart •  Krieg, Kritik •  ToDo

1917 – zwei Boten sollen an der Front des ersten Weltkriegs den Einsatz eines Regiments stoppen, das in eine von den Deutschen gestellt Falle zu laufen droht. Sie müssen dazu durch Schlachtfelder, Schützengräben, verlassene Häuser und Dörfer und erleben dabei etliche Grausamkeiten und wenig Gutes.

Der Clou des Films ist, dass er extrem realistisch daherkommt und suggeriert, in ein, zwei Einstellungen gedreht zu sein. Damit bekommt er eine Nähe die faszinierend ist. Gerade im ersten Teil des Films ist das beeindruckend und extrem wirkungsvoll. Man leidet mit beiden mit und fragt sich ständig, was als Nächstes kommt. Vor allem ist der Blickwinkel auf die beiden beschränkt und man freut sich auf die paar Szenen, die etwas mehr freie Sicht versprechen.

Der erste Teil des Film ist auch mit Abstand der Höhepunkt des Films, das ist große Kinokunst, vor allem in der realistischen Erzählweise, die vieles im Hintergrund passieren lässt und nicht erklärt. Das war ja schon bei Children of Men von Alfonso Cuarón beeindruckend und wird hier perfektioniert. “Intensiv” beschreibt es ganz gut. Da lässt man die vielen Logiklöcher einfach Löcher sein.

Dann kommt der zweite Akt und der fällt ab der Brücke stark ab und gipfelt in einer unnötigen, menschelnden Szene mitten in einer brennenden Stadt. Dazu völlig übertriebene Musik, die den zurückhaltenden Einsatz am Anfang völlig konterkariert. Das hat mich völlig rausgerissen, es ist so unnötig und berechnend kalkuliert erzählt. Und die Logiklöcher sind plötzlich sehr deutlich zu sehen.

Der dritte Akt zieht dann wieder an, wenn wir an der Front beim Regiment eintreffen, hier muss zwar die Logik weiterhin aussetzen aber die Erzählform tut ihren Dienst, uns das vergessen und mit den Figuren mitfühlen zu lassen.

Schade eigentlich, dass in der Mitte so “geschludert” wurde, keine Ahnung, warum der Film dort so zerrissen daherkommen muss.

Das ist immer noch Meckern auf hohem Niveau, der Film ist insgesamt sehr gut, wenn man allerdings im ersten Akt so grandios vorlegt und dann so einen Downer schafft, ist es schwierig, das im Gedächtnis zu behalten.

Fazit: überragender erster Akt, dann etwas schwächelnd.