Kritik: In This Corner of the World (2016)

 26. Januar 2021 •  Ekkart •  Anime, Kritik •  ToDo

In This Corner of the World (Kono sekai no katasumi ni) – Hiroshima, von Mitte der 1930er bis 1945.

Damit ist der Ton gesetzt und es ist die Frage: wie wird das Thema angegangen? Erstaunlich zurückhaltend und dadurch umso nachhaltiger.

Erzählt wird die Geschichte von Suzu aus Eda, einer kleinen Stadt neben Hiroshima. Sie ist eine Tagträumerin, die gut zeichnen kann, ein ganz normales Kind.

Mit 18 wird sie mit Shusaku nach Kure verheiratet, den sie einmal bei einem Ausflug in die Stadt getroffen hatte – solche (arrangierten) Heiraten werden im Film als normal dargestellt, also vermute ich mal, das war nichts Ungewöhnliches damals, sie fügt sich halb aus Resignation, halb aus Pflichtbewusstsein, das wird nie ganz klar (jedenfalls für mich).

Suzus Mann ist freundlich, ihre Schwiegereltern auch, jetzt ist sie verantwortlich dafür, den Haushalt zu führen. Das wird erschwert durch die zunehmende Essensknappheit, den eindringenden Krieg, Heimweh und die Schwester von Shusaku, Keiko, die entgegen der Normen aus Liebe geheiratet hat, leider ist sie Witwe und ihr Uhrengeschäft zerstört, so dass sie mit ihrer Tochter Harumi zur Familie zurückkommt, der Sohn wohnt beim anderen Familienteil. Keiko ist mal verzweifelt, mal hilfreich. Harumi ist immer fröhlich und freundet sich sehr schnell mit Suzu an.

Kure ist ca. 20 km von Hiroshima entfernt und ein Kriegshafen mit entsprechenden Kriegsschiffe und Soldaten.

Je näher der Krieg rückt, desto beklemmender wird die Situation, Suzu versucht, ein normales Leben zu führen, der Krieg kommt mit Flugzeugen, Farbklecksen, Kalendereinträgen, Schutzbunkern, Brandbomben.

Juli 1945, Bombenangriff auf Kure, eine verzögerte Bombe trifft Suzu und Harumi, die Spazierengehen. Harumi stirbt und Suzu verliert ihre Hand. Das ist in seiner Klarheit, Einfachheit und nüchternen Betrachtung wirklich schlimm dargestellt.

Dann der 6. August 1945.

Die Unklarheit, was passiert ist. Die Ungewissheit, wer noch lebt und wer nicht. Das Unbekannte der Strahlung, die freigesetzt wurde und alle Betroffenen nach und nach tötet, ohne Ausweg.

Und dann noch eine Art Happy-End, je nachdem, wie man das sieht.

Ein beeindruckender Film. Der Film ist leicht und fröhlich erzählt, die Charaktere versuchen, auch in den schlimmen Situationen zu überleben, das Beste draus zu machen und den Humor nicht zu verlieren. Das wird ihnen (und damit auch uns) nicht leicht gemacht.

Denn gerade die Leichtigkeit und Fröhlichkeit des Films verstärkt die Wucht, mit der die Ereignisse eintreffen, es ist ja von Anfang an klar, was passieren wird.

Dabei wird der Film auch mal abstrakt, arbeitet mit Farbklecksen und Traumsequenzen, um seine Geschichte zu vermitteln. Das ist einfach sehr beeindruckend.

Es ist auch angenehm, dass die Figuren etwas komplexer sind als gewohnt. Nicht alles wird ausgesprochen, nicht jede Handlung ist konsequent. Nebenfiguren erscheinen und bleiben offen.

Ebenfalls beeindruckend ist der Umgang mit dem Thema Gewalt, Krieg, Atombombe. Es ist schwierig genug, das Thema vernünftig zu verfilmen, ohne zu Verharmlosen oder zu grausam zu werden. Der Weg dieses Films ist unblutig, aber emotional. Für mich hat das sehr gut funktioniert.

Der Film ist einer der besten Anime und auch ein Sehbefehl.

Fazit: starker Film, der ein schweres Thema sehr gut aufbereitet.