Kritik: Sherlock Holmes

 14. April 2010 •  Ekkart •  Kino, Kritik •  ToDo

Sherlock Holmes ist wieder einmal verfilmt worden, diesmal von Guy Ritchie, der, von Madonna befreit, wohl endlich wieder coole Filme in Angriff nimmt.

Ein Disclaimer voraus: ich bin großer Sherlock Holmes-Fan, besitze alle Geschichten in Deutsch und Englisch und habe sie mindestens drei- bis x-mal durchgelesen. Ich bin mit literarischen Neuinterpretationen bzw. Fortführungen vertraut, die mir durch die Bank nicht gefallen haben. Und ich bin mit diversen Verfilmungen vertraut, hier finde ich, historisch bedingt, Basil Rathbone eine sehr gute Besetzung, ohne dass mir die Filme besonders gefallen hätten.

Nachdem ich genügend Schlechtes über den Film gehört hatte, war es nun an der Zeit, sich selbst eine Meinung zu bilden. Wird ein dreckiger, schwitzender, anderer Holmes ok sein, wird Jude Law als Watson nicht lächerlich wirken und, viel schlimmer, wird die Geschichte banal oder unmöglich sein?

Die kurze Antwort ist ein: na ja, an sich eigentlich ganz ok, wenn ich ehrlich bin sogar sehr gut. Wenngleich auch total anders als erwartet. Und mit einem unverzeihlichen Sakrileg.

Von Anfang an: der Film hat mir einfach gefallen. Robert Downey Jr. scheint derzeit alles spielen zu können, seine ironische Art ist genau mein Ding. Damit ist die Chemie zwischen Hauptdarsteller und mir schon mal hergestellt. Holmes ist gut angelegt, greift Marotten auf, übertreibt hier und da, wird aber nicht, wie erwartet, lächerlich. Jude Law als Watson hat es da schwer, vor allem, da seine Rolle nicht ganz so treffend angelegt ist. Er ist von den beiden die radikalere Umdeutung, das kommt der Erzählung zugute, meiner Vorstellung von Watson nicht. Was nicht heißt, dass die Rolle schlecht oder schlecht besetzt wäre.

Das heißt, die Hauptdarsteller sind schon einmal in Ordnung, kommen wir zu den Nebenfiguren. Diese sind unauffällig, inklusive des Haupthelden, was ich verschmerzbar finde, da es um Holmes und Watson geht. Bis auf, und hier ist das Sakrileg, Irene Adler. Es ist klar, dass sich die Autoren auf die einzige halbwegs ordentliche Frauengestalt der Bücher stützen (ok, in Andeutungen waren noch andere gute Frauen drin, aber keine Film-verwertbaren). Es bleibt jedoch ein Sakrileg, Irene Adler zum plumpen Love-Interest umzudeuten und ihr dann noch solch eine niederschmetternd antiquierte Frauenrolle zu geben. Nein, auch wenn es in den Film passt, es passt nicht zum Holmes-Universum.

Andere Ideen zünden deutlich besser, der ganze Subplot um Watson und Mary oder die Hauptgeschichte, die erstaunlich gut aufgelöst wurde. Hut ab. Oder die Darstellung des leerlaufenden Watson. Manches ist nicht gelungen, so z.B. die Werft-Schlägerei oder der Story-Twist ganz am Schluss.

Fazit: mir hat’s gefallen, trotz deutlicher Abweichungen von meinen Vorstellungen.