Kritik: This Is Spinal Tap

 21. April 2020 •  Ekkart •  Kritik, metal, spinaltap •  ToDo

This Is Spinal Tap aus dem Jahr 1984 wurde uns als der beste, lustigste Band-Film der Welt angekündigt. Das mag die Erwartungen etwas hoch geschraubt haben.

Der Film dokumentiert die britische Band “Spinal Tap” beim Release ihres neuen Albums mit zugehöriger Tournee durch Amerika. Spinal Tap (ohne i-Punkt, dafür mit Heavy-Metal-Umlaut über dem n) sind eine Metal-Band mit bewegter Vorgeschichte, die von Flower-Power bis zum gezeigten Metal reicht. Dabei haben sie durchaus Ambitionen etwas Außergewöhnliches zu schaffen, scheitern an den Umständen.

So werden die meisten Konzerte abgesagt, der Manager wird mitten in der Tour entlassen und durch die Freundin des Sängers ersetzt, die dessen besten Kumpel (und Gitarrist) aus der Band ekelt. Am Ende wird alles gut, denn der Kumpel wird wieder aufgenommen, ebenso der Manager, die böse Freundin ist “nur” noch Freundin und eine Japan-Tour steht an.

Die Geschichte ist ok und gut erzählt, kein Leerlauf. Aber es kommt nicht auf die Geschichte an.

Star des Films sind die unglaublich klischeehaften Bandmitglieder und die irren Einfälle und Zufälle, die die Band hat bzw. die ihr passieren.

So sterben alle Drummer regelmäßig unter außerordentlichen Umständen, bis hin zum Explodieren.

Der Gitarrist stellt einen Verstärker vor, der bis 11 geht, nicht nur bis 10. “Up to eleven” hat einen eigenen Eintrag in der Wikipedia!

Das Plattencover ist zu sexistisch (es ist 1982!) und wird durch ein komplett schwarzes Cover ersetzt.

Die Band findet die Bühne nicht, da die Wege hinter der Bühne zu wirr sind.

Der Gitarrist regt sich ausgiebig über das fancy Brot auf, das es hinter der Bühne zu essen gibt.

Er spielt ein unglaublich schönes Lied auf dem Klavier, inspiriert von Mozart und Bach:

Das Stonehenge-Set für die neue Tour ist wunderschön, aber nur 50 Zentimeter groß, weil die falschen Maße auf der Zeichnung standen.

Die Kokons, aus denen die Band steigen soll, funktionieren nicht richtig.

Und so weiter, und so fort.

Das Ganze gewinnt durch die Ernsthaftigkeit, mit der die Band an alles herangeht, da ist keine Ironie, da ist Kunst. Und durch die Bandmitglieder. Brustbehaarung, lange Haare.

Und auf einer weiteren Bedeutungsebene gewinnt der Film dadurch, dass alle gezeigten Dinge tatsächlich Bands so passieren oder passiert sind. Damit ist der Film die Quintessenz einer Banddokumentation, bevor es diese tatsächlich gab.

Mehrere Bands finden sich teilweise in dem Film wieder. Kiss fand schon mal die Bühne nicht. Diverse Musiker sind schon groteske Tode gestorben. Manowar ist Spinal Tap. Die “Defence against the Dark Arts”-Lehrer von Harry Potter sind von Spinal Tap inspiriert. Das Black Album von Metallica.

Bohemian Rhapsody hat den bösen Freund, der die Band auseinanderbringt.

Wie ist der Film also?

Nicht so lustig wie erwartet. Das lag aber vermutlich an meinen Erwartungen (siehe oben). Der Film setzt stark auf die Figuren, deren Handeln erst komisch wird und hat eine typische 80er-Jahre-Erzählweise, an die man sich erst einmal wieder gewöhnen muss. Nachdem ich mich ein wenig in den Film eingegroovt hatte, wurde der Film schlagartig besser. Leider war er da schon zur Hälfte vorbei.

Ich werde ihn also noch ein zweites Mal sehen, diesmal mit der richtigen Einstellung und kann mir vorstellen, dass er mir dann sehr gut gefallen wird. Nicht die beste Komödie der Welt, aber eine sehr gute.

Fazit: wahrscheinlich eine sehr gute Komödie, die ein wenig braucht, bis sie zündet.