Klar ist man gegen Rassismus. Bin ich auch. Mittlerweile sollte ja jedem klar sein, dass es keine Rassen im Rassismus-Sinn gibt, sondern dass alle Menschen gleich sind.
Würde jeder unterschreiben, wer nicht, der ist sowieso ein rassistisches Arschloch.
Aber wie sieht es unter uns Nicht-Rassisten aus? Können wir auch rassistisch sein?
Klar.
Und das ist schwer zu akzeptieren. Denn man will ja kein Rassist sein. Man hat nichts gegen Schwarze und nennt sie ja auch nicht mehr “N***”.
Ja, das ist schon mal gut. Aber wenn man mal PoC (People of Color) zuhört, und das ist mit dem Internet wirklich nicht mehr schwer, ist es einfach zu erkennen, dass man im Alltag immer noch unbewusst sehr viel Rassismus transportiert.
Wie ist es denn mit den Menschen aus anderen Kulturkreisen? Die können ja nix für ihren Sexismus, denn das haben die nicht anders gelernt.
Oder wenn man mal einer/einem PoC gegenübersteht? Ansprechen? Fragen, woher sie kommen (Bielefeld)? Für das gute Deutsch loben? Ignorieren? Was tun?
Oder die Schwarzen, die rennen so schnell, das muss doch genetische Gründe haben.
Oder man führt ein Theaterstück auf, in dem ein Schwarzer auftritt, weil man aber nur weiße Schauspieler hat, malt man dem Schauspieler Farbe ins Gesicht. Das Stück ist aber total kritisch und überhaupt nicht rassistisch.
Oder man wird im Straßenverkehr überwiegend von Türken, türkischstämmigen Deutschen, Russen und Polen bedrängt, beschimpft, geschlagen. Traut sich aber nicht, das zu benennen, aus Angst, Rassisten ein Einfallstor zu bieten.
Es ist halt manchmal einfach, manchmal nicht. Keine Vorsicht ist genauso schlecht wie zu viel Vorsicht. Aber wie soll man das denn nun erkennen?
Nun, zunächst muss man sich eingestehen, dass sich auch Nicht-Rassisten rassistisch verhalten könne. Das kommt vor. Dann ist es wichtig, nicht einzuschnappen oder seine Position bis zur Dummheit zu verteidigen (Dieter Hallervorden anyone), sondern einfach mal zu hinterfragen, ob nicht was dran sein könnte. Je nach Umstand entschuldigt man sich oder nimmt sich vor, das nicht wieder zu tun. Dann wäre in vielen Fällen schon viel gewonnen.
Und, wie eingangs gesagt, man lernt viel, wenn man den Betroffenen mal zuhört. Nicht sofort antwortet, sondern mindestens einen Tag sacken lässt. Auch wenn es schwerfällt. Und man der Meinung ist, dass die sich nicht so haben sollen.
Ich persönlich finde es z.B. schwierig, mich “normal” mit PoC zu unterhalten, weil ich einfach nicht so viele kenne. Das ist ungewohnt, ich will nichts falsch machen und mache wahrscheinlich dadurch viel falsch. Das spürt das Gegenüber dann und ist, zu Recht, enttäuscht/ beleidigt/ angepisst, was auch immer. Damit muss man dann leben und es beim nächsten Mal besser machen, anders machen. Es ist nun mal ein Lernprozess, Fehler können da passieren.
Und abschließend: die “Kümmeltürken”, “Towelheads”, “Bimbos”, “Ziegenficker” etc. sind rassistische Begriffe. Auch wenn man die “ironisch” benutzt. Versucht doch einfach, bessere Ironie zu erzeugen. Ja, es ist schwer und manchmal nicht möglich. Aber das ist sehr, sehr, sehr selten der Fall.