Heute: “Da gehören immer zwei dazu.”
Prima Beispiel für Schuldzuweisung an das Opfer einer (Straf)tat. Z.B. wenn ein LKW einen Radfahrer totfährt: “Da gehören immer zwei dazu.” Soll heißen: der Radfahrer hätte halt aufpassen müssen und ist damit mitschuldig.
Diese Redewendung ist ein prima Totschlagargument: Frau vergewaltigt? “Dazu gehören immer zwei dazu, hätte sie sich nicht wie eine Schlampe angezogen.” Jemand wird beleidigt: “Da gehören immer zwei dazu, hat bestimmt den anderen provoziert.” Etc. pp.
Kann man dagegen argumentieren? Schwer, denn der/die Redner/in hat ja schon eine vorgefasste Meinung. Interessanterweise wird die Sichtweise ausschließlich auf andere angewendet. Man selbst ist nicht an irgendwas mitschuld.
Auch interessant: argumentiert man dagegen, wird der/die Sprecher/in gerne schnell sauer, von “so hab’ ich das nicht gemeint” über “hab’ Dich nicht so” bis “Deine Probleme möchte ich haben”.
Zusammenfassung: es ist nicht lustig, einem Opfer die Schuld zuzuschieben, insbesondere, wenn keine vorhanden ist oder man sich im konkreten Fall nicht auskennt. Im Gegenteil, so etwas bürdet Opfern eine neue Last auf und verhindert klar das Verarbeiten bzw. sogar die Verfolgung von Taten. Also: nicht verwenden. Und erst recht nicht direkt einem Opfer gegenüber.
Nächstes Mal: “Getroffene Hunde bellen.”