Kritik: Casino Royale

 16. April 2020 •  Ekkart •  Bond, casinoroyale, craig, JamesBond, Kritik •  ToDo

Casino Royale (dt. James Bond 007: Casino Royale) ist der einundzwanzigste James-Bond-Film (Metakritik zur Bond-Reihe). Aus irgendeinem Grund wird in den deutschen Titeln ab jetzt “James Bond 007” durch einen Doppelpunkt vom Filmtitel abgetrannt, nicht mehr durch einen Gedankenstrich.

Daniel Craig übernimmt die Bond-Nachfolge von Brosnan, der gegen sehr schlechte Filme spielte.

Er spielt Bond hart, Eleganz oder Charme sind nicht seins. Da die Drehbuchautoren und Regisseure sich dessen bewusst sind, wird das nicht zum Manko. Man kann sich streiten, ob er damit “nur” ein guter Actionstar ist oder auch ein guter Bond – ich hab mich an ihn gewöhnt.

Außerdem ist Craig ein sehr angenehmer Mensch mit äußerst vernünftigen Ansichten.

Als Bond hat er eine Macke, die mich zunehmend nervt: wenn eine Pistole oder ein Gewehr leer ist, dann wirft er es weg. Denn wir wissen alle: Pistolen sind Einwegprodukte und sollten möglichst überall herumliegen, wo Bond so ist, sei es ein Zug oder eine Einkaufsstraße.

Vorweg sei geschickt: bei diesen Filmen stört mich die Unlogik oder die Länge der Actionszenen weniger als vorher – einfach, weil sie besser gedreht sind. Andererseits werden viele Fehler wiederholt, ohne die ich gut ausgekommen wäre.

In diesem Sinne: Bond verdient sich zu Beginn des Films seine 00, indem er einen Verräter tötet – hat das irgendjemand interessiert?

Wir lernen den Bösen kennen – Le Chiffre, den Banker der Terroristen, der in Uganda durch Vermittlung von Mr. White eine große Summe Geld entgegennimmt, das er gegen den Flugzeughersteller Skyfleet wettet, um mit dessen Verlust große Gewinne zu machen, der Verlust soll durch den Bombenbauer Mollaka herbeigeführt werden.

Wieder zu Bond, der Mollaka endlos lang hinterherparcourt, eine beeindruckende Sequenz, denn wo Mollaka elegant springt, ist Craig eher der Bulldozer. Wird natürlich auch hier übertrieben, immerhin tötet Bond Mollaka in einer Botschaft, M is not amused.

Trotzdem verfolgt Bond die Spur weiter nach den Bahamas, gewinnt den Aston Martin des Zwischenbösen, hat Sex mit seiner Frau, tötet ihn und verhindert das Attentat auf das neue Flugzeug von Skyfleet.

Le Chiffre muss nun Geld beschaffen, über ein Pokerturnier. Bond als gewiefter Pokerer wird geschickt zusammen mit Vesper Lynd vom Schatzamt, seine zukünftige Romanze.

Es folgt ein langes Pokerturnier. Bis zu dessen Mitte ist der Film ausnehmend gut. Dann gibt es einen Bruch und der Film wird schlecht.

An sich ist die Idee gut, Bond zu vergiften und auch seine Maßnahme, dem zu entkommen. Hier kann Craig zeigen, dass er ein Schauspieler ist. Er gewinnt natürlich das Turnier, Le Chiffre is not amused.

Er entführt Vesper, legt sie auf die Straße und beim Bremsen verliert Bond die Kontrolle über den Aston und es gibt einen unsagbar schlecht nach CGI aussehenden Crash, der aber wohl echt ist.

Le Chiffre foltert Bond ein wenig, das ist wieder gut, aber dann – lazy writing – kommt Mr. White und erschießt Le Chiffre, lässt aber Bond und Vesper am Leben. WTF?

Apropos WTF: statt den Film am Strand mit Vesper zu beenden, ist Bond verliebt(!) und kündigt(!) seinen Job. Das ist so doof. Meine Fresse.

Ganz offensichtlich kann das natürlich nicht sein, also muss Vesper Bond hintergehen, sterben und Bond ist gebrochen.

Wenn man “lazy writing” definieren will, dann mit der zweiten Hälfte dieses Bonds. Statt sich etwas auszudenken, gehen die Autoren auf die einfachste und dümmste, klischeehafteste Handlung zurück, die sie sich ausdenken können. Dabei ist das nicht nötig, hat irgendjemand vermisst, dass sich Bond nie verliebt? Nach dem Lazenby-Debakel sollte sowas doch tabu sein. Und dann seine Liebe fridgen. Ach. Außerdem ist der sehr gute Böse mitten im Film schon tot. Was?

Trotzdem ist es ein guter Film, auch wenn man die zweite Hälfte vergessen will. Der brutale Bond gefällt mir gut, wenngleich er kein “richtiger” Bond mehr ist, denn zu dem gehört auch eine weltmännische Art, die Craig nicht bietet. Zugegeben, der brutale Bond entspricht mehr Flemings Büchern, aber die sind schlecht.

Das Titellied ist mittelmäßig, die Melodie ist gut, der Gesang eher nicht. Dafür ist im Abspann schön lang die Bond-Melodie zu hören.

Das Product Placement ist sehr aufdringlich.

Fazit: guter Neustart der Reihe mit seltsamen Schwächen im Abgang.