Kritik: Der Junge und das Biest (2015)

 8. Februar 2021 •  Ekkart •  Anime, Kritik •  ToDo

Der Junge und das Biest (Bakemono no ko) ist ein sehr interessantes Anime, das zwischen der Menschen- und der Tier(monster)welt hin- und herspringt.

Der Junge Kyûta verliert seine Mutter bei einem Verkehrsunfall, der Vater ist unauffindbar (nicht, dass sich jemand bemüht hätte). Er rennt von seinen eher unsensiblen Pflegeeltern/Verwandten weg und wird von Kumatetsu (dem Biest), einem starken Wolf/Hund-Monster gefunden und in die Tierwelt eingeladen.

In der Tierwelt will sich der Großmeister (ein Hase) zur Ruhe setzen und sein Nachfolger wird entweder Kumatetsu oder Iōzen, ein Tiger/Löwe-Monster. Kumetetsu ist zwar stark aber unbeherrscht und nimmt Kyûta widerwillig als Schüler auf. Beide streiten dauernd und lernen im Lauf des Films doch voneinander.

Kurz vor dem Erwachsenwerden geht Kyûta in die Menschenwelt zurück, um dort zu lernen (lesen, schreiben, rechnen, …), das bringt ihm Kaede bei. Beide freunden sich an, irgendwann findet Kyûta sogar seinen Vater.

Er ist unsicher, welcher Weg der richtige ist, in welche Welt er gehört, was er ist. Nach einer Reihe dramatischer Kämpfe, Begegnungen und Entwicklungen findet er seinen Platz und sich selbst.

Das alles ist sehr sympathisch erzählt. Insbesondere das Verhältnis von Kyûta und Kumatetsu ist sehr lustig, vorsichtig und einfühlend erzählt. Beide lernen voneinander, ohne sich das einzugestehen und sehen das am Ende dennoch ein. Das Wachsen wird nicht nur für uns deutlich, sondern auch im Film thematisiert. Das ist oft ein wenig direkt, aber immer gut gemeint.

Überraschend für mich war auch, dass die Rückkehr in die Menschenwelt mit den daraus resultierenden Verwicklungen einbezogen wurde. Der Film hätte die Geschichte auf Nummer Sicher in der Tierwelt spielen lassen können, so war jedoch ein wenig mehr Tiefe drin und das hat erstaunlich gut gepasst.

Eine weitere angenehme Abwechslung war, dass die meisten Figuren recht erwachsen miteinander umgingen, selbst der Bully, der sich dann mit Kyûta anfreundete. Das war mal eine willkommene Abwechslung.

Allerdings ist dadurch klar, dass es im Film keine ernsthafte Bedrohung gibt. Es wird ganz deutlich, dass alles gut ausgehen wird und das größte Drama Verletzungen sein werden. Das nimmt dem Film eine dramatische Höhe, wie gesagt, ich fand es ganz angenehm.

Insgesamt ist der Film sehr ansehbar, insbesondere die Kabbeleien von Kyûta und Kumatetsu sind herrlich. Allerdings fehlt ihm die dramatische Tiefe für ganz große Emotionen (soll heißen, das Taschentuch blieb trocken), dennoch werden erstaunlich tiefe Themen angesprochen.

Einziger Wermutstropfen: vor dem Vorspann werden Kampfanimationen vom Feinsten gezeigt, die nicht mehr aufgegriffen werden.

Fazit: angenehmer Film um Verantwortung, Erwachsenwerden und Zorn.