Kritik: Falling Down

 23. Juni 2020 •  Ekkart •  fallingdown, Kritik, schumacher •  ToDo

Joel Schumacher ist gestern mit 80 Jahren gestorben und der Film von ihm, an den ich mich aus dem Stegreif am meisten erinnere und der m.E. einer seiner besten Filme ist, ist Falling Down. (Ich hab The Lost Boys und Flatliners tatsächlich nicht gesehen.)

Michael Douglas ist William Foster, ein Mann, der einen Monat vorher seinen Job bei einer Rüstungsfirma verloren hat und im Auto (Kennzeichen D-FENS) im Stau sitzt, als plötzlich der berühmte Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt und er sich quer durch die Stadt aufmacht, seine Frau, die bereits ein Kontaktverbot erwirkt hat, und seine Tochter zu deren Geburtstag besuchen. Seine Frau ist nicht erfreut, als er sich per Telefon ankündigt. Die Polizei glaubt ihr auch nicht, dass er gefährlich ist.

Aber wir bleiben bei Foster und seinem Weg durch die Stadt, bei dem ihm dauernd Unannehmlichkeiten, Ärgernisse und Straftaten entgegenkommen, die er mit Gewalt lösen kann. Das können wir durchaus mit einer großen Portion Schadenfreude nachvollziehen, denn es sind Dinge, die einen tatsächlich dauern im Alltag stören, auf die er befreiend radikal reagiert.

Dabei ist er nicht unbedingt ideologisch getrieben, einen Nazi, der in ihm einen Gleichgesinnten sieht, ersticht er. Auch das ist nachvollziehbar.

Die Odyssee durch die Stadt eskaliert immer weiter, bis er seine Frau und Tochter trifft und dort erstaunlicherweise den Gewaltexzess beendet. Hier trifft er auf die andere Hauptfigur des Films, Sergeant Prendergast, der ihm klarmacht, dass er nicht der Gute ist. Als Foster das einsieht, lässt er sich von Prendergast erschießen.

Falling Down ist ein beeindruckender Film. Hervorragend gedreht können wir komplett nachvollziehen, was Foster antreibt. Jede Gewalttat bereitet einem ein heimliches Vergnügen, da man sowas eigentlich gern auch mal selbst machen würde, bis das Ganze irgendwann kippt. Wann das ist, ist sicher bei jedem anders, bei mir war es das Fast-Food-Restaurant.

Ab da betrachtet man Foster mit anderen Augen: der Film behält seine Dynamik und Faszination, die Identifikation mit dem Helden ist aber vorbei und man erkennt, dass er nur noch ins Verderben laufen kann.

Michael Douglas ist überragend. Mit viel Galgenhumor, militärischem Haarschnitt, schwarzer Hose, weißem Hemd, Schlips und einem Aktenkoffer. Ikonische Bilder.

Wer den Film noch nicht gesehen hat, der auf der Liste der besten Actionfilme steht, kann das ja dieses Wochenende zu Ehren von Joel Schumacher nachholen.

Es ist lange her, dass ich den Film gesehen habe und es wird interessant sein, den Weiße-Opfer-Mythos, der in dem Film dekonstruiert wird, in heutigem Licht zu betrachten.

Fazit: sehr, sehr guter Film.