Kritik: Ip Man 2

 30. April 2020 •  Ekkart •  IpMan, Kritik •  ToDo

Ip Man 2 – sie haben Rocky 4 neu verfilmt!

Ip Man ist wieder da, wieder mit Donnie Yen und erfreulicherweise auch Sammo Hung. Leider auch mit fast durchgängiger Klischeehandlung.

Der Film setzt nach Teil 1 ein, Ip Man ist nach Hongkong gezogen und versucht dort, eine Wing-Chung-Schule zu eröffnen. Natürlich kommt erst mal keiner und dann ein Großsprecher, der aber ein paar Bekannte mitnimmt. Die können alle nichts bezahlen, kein Problem für Ip Man, der sowieso den ganzen Tag in der Schule sitzt und sich um nichts kümmert.

Das macht seine Frau, die die Rechnungen nicht bezahlen kann aber wieder schwanger ist. Ihr Part ist übrigens im Gegensatz zum ersten Teil noch kleiner geworden, der vorige Satz war die ganze Rolle. Mehr ist nicht. Obwohl, Moment, am Ende darf sie das Kind kriegen und am Radio weinen.

Wie dem auch sei, der Großsprecher wird in eine Schlägerei mit lokalen Schlägern einer anderen Schule verwickelt, Ip Man muss ihn befreien – Großschlägerei.

Daraufhin legt sich Ip Man mit den anderen Meistern an, allen voran Sammo Hung, gewinnt deren Respekt, will sich aber nicht an die Regeln anpassen und verliert seine Schule, macht trotzdem weiter.

Die Engländer als Besatzungsmacht nehmen den Platz der Japaner des ersten Films ein: unsympathische Arschlöcher. Deren Boxer tötet Sammo Hung in einem ersten Boxkampf (Drago und Apollo), also muss Ip Man ihn rächen (Drago und Rocky), tötet ihn aber nicht, sondern hält die gleiche Rede wie Rocky über Verständigung der Völker.

Zwischendurch bekommt sein ehemaliger Geschäftspartner durch den Kampf seinen Verstand wieder, der ihm rausgeschossen wurde. Ebenfalls zwischendurch wird sein neuer Sohn geboren, aber vor dem Kampf und ohne ihn, um ihn nicht beim Training zu stören.

Ja, die Handlung ist einfach und überhaupt nicht originell. Die letzte Dreiviertelstunde ist wirklich Rocky 4 im Schnelldurchlauf. Aber wen interessiert die Handlung: es gibt spektakuläre, gut choreografierte Kämpfe zu sehen. Allererste Qualität, allen voran Donnie Yen und sein Kampf mit Sammo Hung – zum Zungeschnalzen.

Umso trauriger, dass der Endkampf gegen den Boxer einfach schlecht durchdacht und inszeniert ist, Ip Man stürzt sich ohne Strategie in den Kampf, wird mehrfach angezählt, dann benachteiligt und es ist so vorhersehbar und nicht zu Rolle passend. Kämpferisch topgedreht, die Kampfchoreo lausig.

Donnie Yen ist wieder sehr würdevoll, diesmal bis zur Selbstaufgabe, das ist schon fast störend. Insbesondere sein Verhältnis zu seiner Frau ist dadurch äußerst seltsam geworden, deren Rolle, wie oben erwähnt, auch stark gelitten hat.

Fazit: klare Empfehlung für Martial-Arts-Fans, bekommt jedoch für die ausgekaute Geschichte Abzüge in der B-Note.